Das Beaulieu Palace House

Das Beaulieu Palace House ist ein Herrenhaus aus dem 13. Jahrhundert im New Forest in der englischen Grafschaft Hampshire

Das Anwesen gehörte ursprünglich zur Beaulieu Abbey, einer Zisterzienserabtei. Die Abtei entstand in den Jahren 1203 und 1204 auf einem Grundstück, das den Mönchen von König Johann geschenkt wurde. Die Abtei erhielt den lateinischen Namen "Bellus Locus Regis", der schöne Ort des Königs.

Aufgrund der Auflösung der englischen Klöster (Dissolution of the Monasteries) durch Heinrich VIII, wurden zwischen 1536 und 1541 im ganzen Land religiöse Einrichtungen aufgelöst, deren Vermögen beschlagnahmt und Gebäude zerstört. Davon war auch Beaulieu betroffen. Die Abteikirche, der Kreuzgang und der Kapitelsaal wurden zerstört. Das Refektorium (Speisesaal) und zwei der Torhäuser blieben nur unter der Bedingung erhalten, dass sie nicht für religiöse Zwecke genutzt werden.

Thomas Wriothesley, der 1. Earl of Southampton, kaufte das Anwesen 1538. Es ist noch heute in Privatbesitz und gehört seinem Nachfahren, dem Baron Montagu of Beaulieu. Dieser Adelstitel wird seit 1885 vergeben.

Der Name "Beaulieu" basiert auf den französischen Wörtern beau (schön) und lieu (Ort), wird aber im Englischen "Bewley" ausgesprochen.

Karte

Lageplan des Beaulieu-Anwesens


Das Palace House


Das Palace House wurde ursprünglich im 13. Jahrhundert als Torhaus der Beaulieu Abbey errichtet. Es wurde im 16. Jahrhundert und noch einmal im 19. Jahrhundert erweitert und gilt heute als eines der schönsten historischen Landhäuser. Es ist zudem eines der ersten Herrenhäuser, das für Besucher geöffnet wurde. Das Innere wurde in viktorianischem Stil erhalten, einschließlich seiner Geistergeschichten. Eine Dame in blau oder grau soll gesehen worden sein soll, wie sie in den Privaträumen durch Wände ging und viel Lärm machte. Diese Dame soll der Geist der Countess of Beaulieu, Lady Isabella, sein, die 1786 verstorben ist. Die übernatürlichen Sichtungen haben sogar den Schriftsteller Sir Arthur Conan Doyle, den Schöpfer von Sherlock Holmes veranlasst, eine Séance im Drawing Room des Palace House abzuhalten. Als besonderer Event gelten die Geisterführungen mit den Hinweis: "Aber seien Sie gewarnt - diese Tour ist nichts für schwache Nerven".


Viktorianische Küche
Viktorianische Küche

Viktorianische Küche
Viktorianische Küche

Glockentafel
Glockentafel

Speisesaal
Speisesaal

Die viktorianische Küche stammt aus 1870er Jahren. Sie wurde Anfang der 1950er entkernt, um Platz für eine Motorradausstellung zu schaffen. Inzwischen wurde diese Küche wieder instand gesetzt. Auch die ursprüngliche Glockentafel wurde wieder an ihrem angestammten Platz über dem Küchenkamin angebracht. Jede der 35 Glocken hatte einen anderen Ton, so dass die Bediensteten eine Glocke von der anderen unterscheiden und den Raum erkennen konnten, aus dem der Ruf kam, ohne aufschauen zu müssen. Heute ist die Glockentafel nicht mehr mit den einzelnen Zimmern verbunden. Der Speisesaal bietet Platz für bis zu 36 Gäste, im Hintergrund steht der runde "Kindertisch".


The Library
The Library

The Portrait Gallery
The Portrait Gallery

The Oak Bedroom
The Oak Bedroom

"The Library" war offiziell die Bibliothek von Edward, dem 3. Baron Montagu of Beaulieu. Der Zugang erfolgt durch eine Tür mit einem falschen Bücherregal. Sie wurde so umgehängt, dass die Bücher in den Korridor zeigen, damit die Besucher einen besseren Blick darauf werfen können. Inoffiziell war es das Wohnzimmer der Familie. Es ist der Raum, an dem der Lord seine Schallplatten abzuspielen pflegte. Er hatte eine umfangreiche Schallplattensammlung, in der u.a. Count Basie, Jimi Hendrix und die deutsch-britische Sopranistin Elisabeth Schwarzkopf vertreten sind. Zudem war er ein großer Freund der Wagner-Opern, die bevorzugt sehr laut hörte. So konnten neben den Familienangehörigen im Haus auch die Besucher im Park an der Musik teilhaben.

In der "Portrait Gallery" sind u.a. 2 Gemälde zu sehen, die bei dem italienischen Künstler Antonio Joli (1700–1777) in Auftrag gegeben wurden.

"The Oak Bedroom" war früher Teil der nördlichen Kapelle des Torhauses, später einmal der private Speisessaal. Die Holzvertäfelung stammt aus dem Palace of Westminster, die dort nach einem Brand 1834 geborgen wurden.

The Lower Drawing Room
"The Lower Drawing Room"

Viktorianischer Kamin
Der viktorianische Kamin im "Lower Drawing Room"

The Upper Drawing Room
"The Upper Drawing Room"

"The Lower Drawing Room" erinnert an die klösterlichen Ursprünge des Gebäudes. Es war einst die Halle des Großen Torhauses der Abtei von Beaulieu, in der die Mönche Besucher empfingen und Lebensmittel und Kleidung an Bedürftige verteilten. Das viktorianische Erkerfenster und der Kamin waren ursprünglich offene Torbögen, durch die der Weg in die Abtei führte. Das Gewölbe stammt möglicherweise aus dem 14. Jahrhundert. "The Upper Drawing Room" war früher eine Kapelle für die Besucher der Abtei.

Greif
Greif

Tea Party
Tea Party

Tea Party
Tea Party

Tea Party
Tea Party

Auf dem Anwesen gibt es verschiedene Wanderwege, zum Beispiel den Millpond Walk entlang des Beaulieu Rivers, auf dem mehrere Skulpturen zu sehen sind. In der Nähe des Eingangs steht der Greif, ein Fabelwesen mit einem löwenartigen Körper, dem Kopf eines Raubvogels mit mächtigem Schnabel, spitzen Ohren und Flügeln. Der Greif steht für Stärke und Wachsamkeit und ist das Wappentier der Familie Montagu.

Es gibt einen viktorianischen Küchengarten, der noch heute das Palace House mit Obst und Gemüse versorgt, einen viktorianischen Blumengarten und die Formschnittausstellung mit Charakteren aus dem 1865 erstmals erschienenen Kinderbuch "Alice im Wunderland". Das ist kein Zufall, denn das reale Vorbild war Alice Pleasance Liddell (1852-1934). Sie lebte rund 50 Jahre ganz in der Nähe in Lyndhurst und besuchte 1887 selbst eine Tea Party im Palace House. Nach dem verrückten Hutmacher (The Hatter) ist immer Teezeit, daher treffen sich die auch Formschnitt-Figuren zum Tee.

Fulling Mill
Reste der Fulling Mill (Walkmühle)

Fulling Mill
Reste der Fulling Mill (Walkmühle)

Die Ruinen der 1538 zerstörten Abteikirche sind noch erhalten und vermitteln noch immer einen guten Eindruck über ihren Grundriss und ihre Größe.

Es gibt noch eine zweite Ruine, die der "Fulling Mill", zu Deutsch "Walkmühle". Unter" Walken" versteht man die wiederkehrende Verformung von elastischen Werkstoffen durch mechanisches Bearbeiten wie Kneten, Drücken, Schlagen oder Ziehen. Walkmühlen wurden in Europa schon im 12. Jahrhundert verwendet zur Verarbeitung, Verdichtung und Veredelung von Geweben. Sie ersetzten das Walken mit den Füßen, mit dem frisch gewebte Tücher durch Stoßen, Strecken und Pressen geschmeidig gemacht wurden.

Die Zisterziensermönche mussten ihren gesamten Bedarf durch ihre eigene Arbeit abdecken. Die Bewirtschaftung der Güter umfasste neben der Landwirtschaft auch industrielle Prozesse. In einem Rechnungsbuch von Beaulieu aus den Jahren 1269-70 wird erwähnt, dass es eine Kalkbrennerei und eine Brauerei sowie eine große Schweinemastanlage und Gemüseanbauflächen gab. Die Haupteinnahmen der Abtei stammten jedoch aus der Wolle: Die Wollexporte waren so beträchtlich, dass im späten 14. Jahrhundert in Southampton ein großes Wool-House errichtet wurde. Auch die Verarbeitung von Stoffen fand in der Abtei statt. Im Rechnungsbuch aus dem 13. Jahrhundert wird eine frühe Walkmühle erwähnt, in der Wolltücher veredelt wurden.


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