Capo Figari
Der ca. 850 Hektar große Naturpark Capo Figari befindet sich an der Spitze der Halbinsel von Golfo Aranci. Der Naturpark beherbergt neben seltenen Pflanzen und Vögeln auch Mufflon-Schafe, die hier ursprünglich zur Jagd ausgesetzt wurden. Sie sind mittlerweile so selten auf Sardinien, dass Sie unter besonderem Schutz stehen. Außerdem leben hier Korallenmöwen, Wanderfalken, Sturmschwalben und Kormorane. Wie überall auf Sardinien, wird man auch hier häufig auf Mauereidechsen treffen. Der Naturpark ist ein Schutzgebiet im Sinne der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, einer Naturschutz-Richtlinie der Europäischen Union. Diese hat zum Ziel, wildlebende Arten, deren Lebensräume und die europaweite Vernetzung dieser Lebensräume zu sichern und zu schützen.
Man erreicht den Park über die Via Cala Moresca. Die Straße kann befahren werden bis zum Parkplatz am Ende des Bahnhofs. Ab da ist nur noch Laufen oder Radfahren erlaubt. Nach etwa einem Kilometer erreicht man die Bucht Cala Moresca. Sie ist ein beliebter Badestrand und gleichzeitig der Startpunkt für drei Wanderwege: zum Cimitero degli Inglesi (Engländer-Friedhof), zur Batteria Luigi Serra und hinauf auf den Gipfel zum stillgelegten Semaforo.
Capo Figari
Korallenmöwe
(Ichthyaetus audouinii)
Sa Mama Chiatta
(die dicke Frau)
Das Ende der Bahnstrecke Cagliari–Golfo Aranci Marittima hinter dem Bahnhof Golfo Aranci
Es lohnt sich, die Halbinsel und die ebenfalls zum Naturpark gehörende Insel Isola di Figarolo mit einem Boot zu umfahren. Man bekommt einen schönen Blick auf den Naturpark, u.a. auch auf einen Felsen, der "Sa Mama Chiatta" (die dicke Frau) genannt wird. Zudem bestehen gute Chancen, Delfine zu sehen. Die Tümmler halten sich gerne in der Nähe der Fischfarm auf. Wenn die Zuchtfische gefüttert werden, fällt auch für sie einiges ab.
Neben seltenen Pflanzen leben im Naturpark auch interessante Tiere, wie Mufflon-Schafe, Korallenmöwen, Wanderfalken, das sardische Felsenhuhn, Sturmschwalben, Sturmtaucher und Kormorane. Wie überall auf Sardinien wird man häufig auf Mauereidechsen treffen. Laut Aussage der Einheimischen hat man gute Chancen, die Gelbgrüne Zornnatter (Hierophis viridiflavus) zu entdecken. Leider blieben mehrere Versuche erfolglos. Wir haben diese Schlange nicht gefunden.
Am Eingang zu den Wanderwegen verrotten die Reste alter Anlagen und Gerätschaften, in denen bis in die 1950-er Jahre Baukalk gebrannt wurde. Die Anlagen wurden stillgelegt, nachdem der Abbau sich nicht mehr lohnte.
Kormorane (Phalacrocorax carbo sinensis)
Die stillgelegte Kalkanlage
Hinweise auf die 3 Wanderwege
Sardischer Buchfink
(Fringilla coelebs sarda)
Tyrrhenische Mauereidechse
(Podarcis tiliguerta tiliguerta)
Tyrrhenische Mauereidechse
(Podarcis tiliguerta tiliguerta)
Batteria Luigi Serra
Am südöstlichsten Punkt befinden sich die Reste der Batteria Luigi Serra. Es handelt sich um verfallene Geschützeinheiten, die der Verteidigung des Golfs von Olbia in den beiden Weltkriegen dienten. Sie bestanden aus einem Turm, in dem ein Entfernungsmesser zur Erkennung von Zielen montiert war. Dieser gab Informationen über das Zielobjekt an vier großkalibrige Geschütze weiter. Es ist überliefert, dass die Batteria ab 1943 vom Leutnant des Schiffes Gino Biagini befehligt wurde und nie ein Schuss abgegeben wurde.
Cimitero degli Inglesi
Kurz vor der Bucht Cala La Greca befindet sich ein alter Friedhof, der an ein Schiffsunglück aus dem Jahre 1887 erinnert. Damals verlor das Fährschiff Generoso II auf dem Weg von Civitavecchia nach Golfo Aranci fünf Besatzungsmitglieder. 1891 wurde eine Marmortafel angebracht, um an die fünf Seeleute zu erinnern. Insgesamt befinden sich hier 13 Gruften und Grabsteine, darunter auch das Grab des 18-jährigen englischen Seemanns George Bradshaw. Es ist das einzige Grab, das den Namen des Verstorben zeigt. Der Friedhof wird daher als Cimitero degli Inglesi (der Engländer-Friedhof) bezeichnet, obwohl er vermutlich der einzige Engländer ist, der hier begraben wurde. In den anderen Gräber liegen italienische Seeleute. Man glaubt, dass es unter diesen Gräbern auch Gräber einiger Einheimischer gibt, deren Namen und genaue Lage aber verloren gegangen sind.
Semaforo della Marina Militare
Das Highlight im Naturpark ist der Weg hinauf zum Semaforo della Marina Militare, auch Stazione Radio Guglielmo Marconi genannt. Die Anlage befindet sich auf einer Höhe von 342 Metern. Der Weg ist gute 3 km lang, größtenteils unbefestigt und steil. Auf dem Weg befinden sich Rastplätze und zahlreiche Hinweistafeln, die über die Tier- und Pflanzenwelt informieren. Offiziell ist eine Zeit von 1 Stunde und 45 Minuten ausgewiesen, man schafft die Strecke aber auch deutlich unter einer Stunde. Der Aufstieg ist faszinierend. Immer wieder werden neue, zum Teil recht skurrile Felsformationen sichtbar und mit jedem Schritt verändert sich die Perspektive; sowohl nach unten als auch nach oben. Runter geht es ein wenig schneller, aber aufgrund des steilen Wegs und des oft lockeren Untergrunds kann auch der Abstieg anstrengend werden.
Das Semaforo
scheint unendlich weit weg zu sein
Der Weg
geht ordentlich steil nach oben
links die Isola di Figarolo,
rechts der Weg zum Semaforo
Am höchsten Punkt befinden sich die Überreste des Semaforo. Der Ursprung der Anlage liegt im Jahre 1890. Als Teil eines umfangreichen Systems von Leuchttürmen und Leuchtfeuern wurde von hier aus mit vorbeifahrenden Schiffen kommuniziert. Dazu nutzte man Flaggen, Signale oder Leuchtfeuer. 1905 übernahm das Militär die Anlage, um das Seegebiet zu überwachen. Der Rundturm, Teile der Einrichtung für die Leuchtfeuer und die umliegenden Gebäude, die als Unterkünfte für das Militär dienten, sind noch vorhanden. Die Anlage ist aber in einem bedauernswerten Zustand, die Gebäude sind völlig zerfallen und verkommen zusehends. Die alte Ampelstange ragt noch gut sichtbar aus dem Rundturm heraus, ist aber völlig verrostet. Das Dach ist aufgrund eines Einsturzes nicht mehr zugänglich.
Dabei wurde hier einst Rundfunkgeschichte geschrieben. Am 11.08.1932 gelang es Guglielmo Marconi (1874-1937), ein Mikrowellen-Richtfunksignal in das 269 km entfernte Rocca di Papa, 25 km südöstlich von Rom zu schicken. Die Übertragung gelang mit Hilfe des Forschungsschiffes Elettra, das Marconi seit 1919 für wissenschaftliche Experimente zu Radiowellen und Funkübertragungen nutzte. 2 Jahre später, am 30. Juli 1934, navigierte die Elettra im Golf von Tigullien ohne Sicht nur mittels Mikrowellen. Marconi gilt als einer der wichtigsten Pioniere der drahtlosen Übertragung von Informationen. 1909 bekam er für seine praktischen Arbeiten im Bereich der Funktelegrafie gemeinsam mit Ferdinand Braun, den Nobelpreis für Physik. Seine Erfolge führten letztlich dazu, dass Schiffe mit Funkgeräten ausgestattet werden konnten und Einrichtungen, wie das Semaforo nicht mehr benötigt werden. Seit Ende der 1950iger Jahre wird auch das Semaforo nicht mehr genutzt.
Blick auf das Semaforo von der Batteria Luigi Serra
Das Semaforo aus der Nähe betrachtet
Gedenktafel für Guglielmo Marconi
Neben dem Semaforo gibt es einen weiteren Anlasse, den nicht einfachen Anstieg zu bewältigen. Der Ausblick von hier oben ist fantastisch. In südlicher Richtung reicht die Sicht über die Isola di Figarolo hinweg bis zum Capo Coda Cavallo. In nördlicher Richtung ist Golfo Aranci gut zu erkennen, dahinter der Golfo di Marinella.
Die Sache mit dem Weihnachtsmann
Golfo Aranci ist eine Gemeinde mit ca. 2.500 Einwohnern. Es gibt ein paar Geschäfte, Restaurants, Märkte und einen Hafen mit Fährverbindungen nach Korsika, Livorno und Civitavecchia. Im Zentrum stehen recht schöne Skulpturen und an mehreren Stellen dieses merkwürdige Verkehrsschild mit dem Weihnachtsmann. Natürlich wollten wir den Sinn dieses Zeichens erfahren, jedoch haben uns die Bewohner versichert, sie wüssten es selbst nicht. Ob's stimmt?
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