Das Llamapack Project
Das Lama-Pack-Projekt arbeitet an der Wiederherstellung der traditionellen Nutzung und Zucht von Pack-Lamas für die Tourismusindustrie als Instrument für eine nachhaltige ländliche Entwicklung und die Erhaltung von Bergökosystemen in der Urubamba-Bergkette in Cusco, Peru.
Das Lama ist ein in den Anden beheimatetes Tier, das vollständig an das Ökosystem der Berge angepasst ist. Schon früh wurden sie als Lasttiere verwendet. Während des Inkareichs galten Lamas als heilig und waren von grundlegender Bedeutung für die Wirtschaft. Ihr Besitz war ein Symbol für Privilegien. Im Zuge der kolonialen Machtkämpfe wurden Lamas als Mittel zur Unterdrückung der einheimischen Bevölkerung abgeschafft. Stattdessen brachten die Spanier Pferde mit. Damit konnten sie größere Lasten tragen und sie mussten nicht neben den Tieren herlaufen, sondern konnten sich auf dem Rücken der Tiere bequem fortbewegen. Die Lamas verloren an Bedeutung. Sie verwilderten zusehend. Parallel ging auch das Wissen über die Zucht und die Haltung der Lamas in der einheimischen Bevölkerung verloren.
Das Urubamba-Gebirge ist eines der meistbesuchten Trekkingziele in Cusco. Gegenwärtig werden die Lasten der Touristen (Rucksäcke, Zelte, Lebensmittel usw.) mit Pferden oder Maultieren transportiert. Diese Tiere sind nicht an das empfindliche Ökosystem angepasst. Sie verdichten die alten Wegen, sorgen für mehr Erosion, hinterlassen schädlichen Kot und beanspruchen große Weideflächen.
Quebrada Pumahuanca, Tacllancca, 08660, Perú
Webseite Llamapack Project
📽️ Film: What is the Llama Pack Project?
Lamas hingegen kommen in den Bergen mit den unterschiedlichen Temperaturen gut zurecht. Sie ernähren sich von einheimischem Blätterwerk, ohne die Natur zu schädigen. Ihr Kot ist reich an Stickstoff, Phosphor und Kalium und ist daher außergewöhnlich gut für die Bodenverbesserung geeignet.
Trotz des zunehmenden Tourismus in der Region sind viele Familien noch immer nicht in der Lage, ihre Lebensqualität zu verbessern. Die Gemeinden sind traditionell landwirtschaftlich orientiert. Der durchschnittliche Bildungsstand ist die Grundschule. Die gesprochene Muttersprache ist Quechua, nur die Männer verfügen in der Regel über durchschnittliche Spanisch-Kenntnisse. Der Zugang zu Schulen, Ausbildungs- und Arbeitsmöglichkeiten und zur öffentlichen Gesundheitsversorgung ist begrenzt.
Reinrassige Lamas sind in der Urubamba-Gebirgskette fast verschwunden. Die meisten Familien besitzen kleine Lamas, die mit Alpakas gemischt sind und nur zweimal im Jahr zum Transport von Kartoffelsamen und zur Ernte eingesetzt werden. Diese Hybriden haben bei weitem nicht die idealen Eigenschaften eines Packtieres. Sie sind kleiner, schwächer und anfälliger für Krankheiten. Zudem haben sie eine schlechte Faserqualität, was den Verkauf von Textilien erschwert.
Um die negativen Auswirkungen des Tourismus durch Lasttiere zu verringern und die wirtschaftliche Situation der einheimischen Familien zu verbessern, will das Llamapack-Project die aktive Beteiligung der Gemeindemitglieder am Tourismus fördern. Um konkurrenzfähige Lasttiere anbieten zu können, ist es notwendig, das Wissen über Zuchtmethoden gesunder Lamas zu erneuern. Das alleine reicht aber nicht aus. Das Urubamba-Gebirge gilt als gefährdetes Gebiet. Die große Vielfalt an Flora und Fauna ist sehr anfällig für die Auswirkungen des Klimawandels. Daher unterhält das Projekt Programme, um allen Beteiligten Werkzeuge und Wissen zum Schutz der empfindlichen Natur zu vermitteln. Darüber werden Workshops, Schulungen und Hilfestellungen in den Bereichen Tiergesundheit, landwirtschaftliche Produktion, Wassermanagement und Tourismus angeboten. Durch diese Maßnahmen ergeben sich für die einheimischen Familien neue Möglichkeiten, ihre Lebensqualität zu verbessern.
Das Llamapack Projekt startete 2012. Inzwischen arbeiten rund zwanzig Familien mit. Von jeder teilnehmenden Familie profitieren mindestens zwei andere Familien, indem sie entweder ihre Textilien verkaufen, Mahlzeiten bereitstellen oder beim Trekking helfen. Wenn eine Familie neun Tage im Monat arbeitet und Lama-Trekking-Dienste anbietet, verfügt sie über genügend Einkommen und Fähigkeiten, um sich aus der Armut zu befreien. Dabei verbleibt genügend Zeit, um nicht die klassischen Aufgaben innerhalb der Gemeinschaft zu vernachlässigen.
Ein wichtiger Baustein für den Erfolg des Projekts sind Angebote für Besucher. Es werden verschiedene Programme angeboten, darunter halbtags, ganztags und Mehrtagestouren. Bei unserem Besuch konnten wir an einer Wanderung teilnehmen. Treffpunkt war das Basislager. Während wir bequem mit einem Fahrzeug vorfahren konnten, kamen die einheimischen Bewohner aus ihren Dörfern zu Fuß über viele Kilometer. Nach einer kurzen Vorstellung des Llamapack Projects und einer theoretischen Einführung über das typische Verhalten eines Lamas, werden die Tiere gepackt. Die zu tragenden Gegenstände, wie Lebensmittel, Getränke, Decken usw. werden auf dem Rücken der Tiere verschnürt. Eine fixe Routinetätigkeit für die Experten, eine Herausforderung für Besucher. Die meterlangen Schnüre sind so geschickt anzubinden, dass die Tiere nicht beeinträchtigt werden und die Last dennoch fest verzurrt ist.
Unterwegs besteht die Aufgabe, die Tiere auf dem Weg zu halten und sie zum Weitergehen zu animieren, wenn ihre Fresspause mal wieder etwas länger dauern sollte. Natürlich kennen die Tiere den Weg ganz genau, unser Mithelfen hatte daher eher symbolischen Charakter. Dennoch hat es Spaß gemacht und mit der Zeit konnte man einiges über die Menschen, ihre Lebensweisen und den Umgang mit den Lamas erfahren.
Der Weg führt ca. 1 Stunde auf einem schmalen Pfad auf eine Höhe von ca. 3.200 Meter. Dort gibt es einen Unterstand und eine bereits vorbereitete Feuerstelle für die traditionelle Huatia. Das Wort Huatia stammt aus dem Quechua und beschreibt die Art und Weise, Kartoffeln in einem Steinofen zu garen. Diese Methode wurde schon von den Inkas praktiziert. Peru ist vermutlich das Ursprungsland der Kartoffel und man kennt hier mehr als dreitausend verschiedene Sorten. Sie unterscheiden sich durch Form und Farbe, durch ihren Geschmack und durch ihre Eigenschaften. Einige Kartoffelsorten sind resistent gegen Schädlinge, andere kommen gut mit Kälte- oder Dürreperioden zurecht. Diese Vielfalt bietet nicht nur kulinarische Abwechslung, sie sorgt auch für Sicherheit. Bei extremen Wetterverhältnissen, auch als Folge des Klimawandels, ist zumindest ein Teil der Ernte sicher. Bei Monokulturen besteht die Gefahr, dass man die gesamte Ernte verliert.
Für die Zubereitung wird ein Kuhle in der Erde ausgehoben, darüber werden Steine in Form einer Pyramide gestapelt. Eine Stelle bleibt offen, um das Feuer zu entzünden und zu kontrollieren. Wenn ausreichend Glut vorhanden ist und sich die Steine aufgeheizt haben, wird das Essen in die Glut gelegt. Zuerst die Lebensmittel mit der längsten Garzeit und zuletzt diejenigen mit der geringsten Garzeit. Zumeist werden Kartoffeln und Gemüse verwendet. Anschließend wird die Steinpyramide zum Einsturz gebracht. Zuletzt werden die Steine zur Seite geräumt, das Essen aus der Glut genommen und das Feuer vorsichtig gelöscht, damit kein Brand entsteht.
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