Hanan - Der obere Sektor
Hanan wird als der heilige Bereich oder als der religiöse Bereich bezeichnet, im Unterschied zu Hurin, dem Wohn- und Arbeitsbereich. Hanan verfügt über Straßen, Wege, Durchgänge und Einfriedungen, die aufgrund der Art der Architektur eindeutig von einer hohen sozialen Schicht genutzt wurden. Der Zugang erfolgt über das Stadttor (Portada de la Ciudad). Der Inka-Trail führte früher über Intipunku direkt zum Stadttor. Intipunku ist ein Steintor, das etwa zwei Kilometer vom Stadttor entfernt ist. Intipunku war einerseits ein astronomisches Observatorium, andererseits ein wichtiger Wachposten, um den Zugang zu Machu Picchu zu überwachen.
Zu den verschiedenen Gruppen von Hanan gehören die Portada-Gruppe (das sind die Häuser am Stadttor), der Steinbruch, der Sonnentempel, das Mausoleum, die königliche Residenz, der heilige Platz und die Intihuatana-Gruppe, die den höchsten Platz in diesem Sektor einnimmt.
Das Stadttor
Blick auf Hanan, links das Stadttor
im Hintergrund die Intihuatana-Pyramide
Häuser in Hanan
Der Heilige Platz
Der heilige Platz ist die Bezeichnung für eine Gruppe von drei Gebäuden, die um einen quadratischen Innenhof angeordnet sind. Der Haupttempel, der "Tempel der drei Fenster" und das Haus des Priesters. Alles deutet darauf hin, dass der Platz für verschiedene Rituale genutzt wurde. Es gibt Hinweise darauf, dass der Gesamtkomplex nie fertiggestellt wurde.
Man nimmt an, dass der Haupttempel (Templo principal) der wichtigste Tempel von Machu Picchu war. Vermutlich wurden hier die wichtigsten Zeremonien und Rituale abgehalten. Die komplexe Architektur des Tempels aus perfekt ausgerichteten Blöcken hat inzwischen sehr gelitten. Noch immer gut zu erkennen sind die zahlreichen trapezförmigen Nischen, die möglicherweise für Dekorationen genutzt wurden. Es gibt aber auch die Vermutung, der Ort könnte für Bestattungen bestimmt sein. Der auf dem Platz liegende Monolith könnte als Altar gedient haben.
Der "Tempel der drei Fenster" ist 10 Meter lang und 4 Meter breit. Im seinem Inneren befindet sich ein senkrechter Monolith. Dieser ist oben eingekerbt, offensichtlich um einen hölzernen Sparren zu tragen. Die Wände des Tempels wurden aus großen Blöcken zusammengesetzt und enthalten drei trapezförmige Fenster. Die Fenster dienten nicht der Belüftung, sondern zum Einfangen und Bündeln des Lichts.
Warum ausgerechnet drei Fenster? Die Zahl "3" hatte für die Inkas eine große Bedeutung. Sie repräsentiert das Pacha, die Gesamtheit des Seins bestehend aus Hanan Pacha (die obere Welt, die von Göttern bewohnt wird, Kay Pacha (die irdische Welt, in der die Menschen leben) und Ukhu Pacha (die Welt unter der Erde oder Welt der Toten). Symbolisiert werden die drei Welten durch den Kondor, den Puma und die Schlange.
Sonnentempel (Templo des Sol) und Mausoleum
Der Sonnentempel ist eines der wenigen nicht rechteckigen Gebäude. Er diente als astronomisches Observatorium, in dem die Ankunft der Sonnenwende und die jahreszeitlichen Veränderungen durch die exakte Position der Fenster genau bestimmt werden konnten. In der Mitte des Tempels befindet sich ein in Fels gehauener Altar, auf dem wahrscheinlich zu Ehren der Sonne religiöse Zeremonien abgehalten wurden. Während des Sonnenaufgangs in der Sommersonnenwende warfen die beiden Fenster Schatten auf den zentralen Felsen des Tempels.
Direkt unter dem Sonnentempel befindet sich eine kleine Höhle, die vollständig mit feinem Mauerwerk ausgekleidet ist. Man nimmt an, dass es sich um ein Mausoleum handelte (Mausoleo Real, Sitio de los Muertos oder Tumba del Inca). In den großen Nischen wurden Mumien aufbewahrt, möglicherweise auch die von Pachacútec. Es gibt einige Kragsteine und große Steinnägel, die zum Aufhängen schwerer Gegenstände geeignet sind, möglicherweise für Krüge, Schmuck oder Opfergaben. In der Inkazeit war es von großer Bedeutung, die sterblichen Überreste aufzubewahren, denn man glaubte an die Wiederkehr des Geistes in einer anderen Gestalt und an sein Wiederauftauchen in dieser Welt. Während der Feste wurden die Mumien herausgeholt, um sie zu verehren, da sie als Schutzgeister des Reiches angesehen wurden. Im Inneren der Höhle befinden sich große trapezförmige Nischen und ein Altar, der in Form einer dreistufigen Treppe geschnitzt ist. Wie beim Tempel der drei Fenster spielt auch hier die Zahl "3" eine wichtige Rolle.
Königliche Residenz
Die königliche Residenz gilt als das schönste und größte Wohngebäude in Machu Picchu. Sie befindet sich direkt vor dem Sonnentempel. Aufgrund der Qualität seiner Wände wird es auch als „Palacio del Inca“ bezeichnet. Es handelt sich um einen Hauptraum mit zehn Nischen, die aufgrund ihrer Beschaffenheit und Höhe wohl Dekorationsgegenstände enthielten. Ein zweiter Raum diente vermutlich als Schlafzimmer. Man geht davon aus, das diese Räume für Pachacútec erbaut wurde. Darüber hinaus gibt es einen Raum im unteren Teil, der über eine Treppe zugänglich ist. Die Treppe wurde von den Inkas aus einem Stück gefertigt. Sie darf heute nicht mehr betreten werden.
Königliche Residenz
von den Inkas erbaute Treppe im Königspalast
Dieser Durchgang konnte früher verschlossen werden
Intihuatana-Pyramide
Intihuatana-Stein
Die Intihuatana-Pyramide ist ein Hügel, dessen Flanken in Terrassen umgewandelt wurden. Es gibt zwei Zugangstreppen, eine im Norden und die zweite im Süden. Die südliche ist besonders interessant ist, da sie über eine lange Strecke aus einem einzigen Felsen herausgearbeitet wurde.
An der Spitze gibt es Gebäude und eines der am meisten untersuchten Objekte in Machu Picchu: der Intihuatana-Stein. Der Name leitet sich aus der Quechua-Sprache ab: "inti" (Sonne) und "wata" (festbinden) und bedeutet in etwa „wo die Sonne gefesselt ist“.
Der Stein ist so gestaltet, dass er während der Wintersonnenwende direkt auf die Sonne zeigt. Die Inka glaubten, dass der Stein die Sonne auf ihrem jährlichen Weg am Himmel an ihrem Platz hält. Am 11. November und am 30. Januar steht die Sonne mittags fast genau über der Säule und wirft keinen Schatten. Am 21. Juni wirft der Stein den längsten Schatten auf seiner Südseite und am 21. Dezember einen viel kürzeren Schatten auf seiner Nordseite.
Portada-Gruppe und Steinbruch
Hinter dem Stadttor befinden sich mehrere rustikale Bauten, die wahrscheinlich den Wächtern des Haupttors, den Steinmetzen, Steinschneidern und Steinarbeitern als Unterkunft dienten. Hier wurden neben Töpfen, Tellern, eine Steinmühle und eine Reihe von Werkzeugen gefunden. Diese Häuser werden als Portada-Gruppe bezeichnet.
Gleich hinter diesen Gebäuden befindet sich das Steinbruchgebiet mit einer Vielzahl von ganz oder teilweise behauenen Felsen. Man findet Steine mit Einschnitten für den Bau, Steine mit Rinnen und Vorsprüngen und Rampen für den Transport der Steine. Im Steinbruch wurden Steine mit ebenen Flächen geformt, zum Beispiel Rechtecke oder Trapeze, und dann an den jeweiligen Einsatzort transportiert. Hier wurden sie abschließend bearbeitet und poliert. Ursprünglich war das gesamte Gebiet des heutigen Machu Picchu ein großer Steinbruch, den die Geologen als Granit-Chaos (Caos granitico) bezeichnen. Für den Bau der Anlage war es ein enormer Vorteil, dass das Baumaterial vor Ort abgebaut und geformt werden konnte.
Weitere Bilder aus Hanan
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