Die Inka-Ruinen in Cusco
Plaza de Armas in Cusco
Gemäß der peruanischen Verfassung gilt Cusco heute als die „historische Hauptstadt“ des Landes. Sie war einst die Hauptstadt des Inkareichs. 1533 kamen die Spanier nach Cusco. Nachdem es dem 15. Inka-Herrscher Manco Cápac II nicht gelang, die Spanier zu vertreiben, zogen sich die Inka 1536 nach Vilcabamba zurück. Auch dieser letzte Rückzugsort wurde am 24. Juli 1572 von den Spaniern erobert. Am 24. September 1572 wurde der 18. und letzte Inka-Herrscher Túpac Amaru, ein Sohn von Manco Cápac II auf dem Plaza de Armas in Cusco hingerichtet. Sein Leichnam wurde in der Kathedrale von Cusco bestattet. Diese Kathedrale wurde von 1560 bis 1654 auf den Grundmauern des Palastes des 8. Inka-Herrschers Huiracocha errichtet.
Kathedrale von Cusco
Iglesia de la Compania de Jesus
Auch Coricancha, der einst wichtigste Tempel in Cusco und das größte Heiligtum im Reich der Inka, wurde von den Spaniern zerstört. An gleicher Stelle entstand das Kloster Santo Domingo. Der Raum der Coricancha blieb erhalten, trotz aller Zerstörungen und zweier heftiger Erdbeben in den Jahren 1650 und 1950. Er kann heute im Kloster Santo Domingo besichtigt werden. Zudem gibt es ein Museum, in dem der Inka-Lebensstil von den Anfängen bis zur Eroberung erklärt und Fundstücke, wie Keramik, Werkzeuge und Knochenreste gezeigt werden. Das Fotografieren ist im Kloster und im Museum nicht erlaubt, daher können wir an dieser Stelle leider keine Bilder zeigen. Das historische Zentrum von Cusco mit den erhaltenen Inka-Ruinen und den Kolonialbauten der Spanier wurde 1983 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
Nur wenige Kilometer entfernt vom Plaza de Armas im historischen Zentrum von Cusco befinden sich die Reste von Inka-Tempeln, die zwar weitgehend zerstört, aber nicht überbaut wurden. Insofern erlauben sie einen wunderbaren Einblick in die Größe der Anlagen und die Perfektion der damaligen Baumeister. Wir haben Sacsayhuamán, Q’enko, Puka Pukara und Tambomachay besucht.
Zick-Zack-Mauern
Sacsayhuaman befindet sich zwei Kilometer nördlich vom Zentrum in Cusco. Sacsayhuaman bedeutet auf Quechua „Ort, an dem der Falke zufrieden ist“, wahrscheinlich wegen der ständigen Anwesenheit von Falken, die in der Gegend jagen. Der Name Huaman (Falke) ist ein häufiger Nachname für Quechua-Familien.
Der Bau der Anlage wurde im 15. Jahrhundert während der Herrschaft des neunten Inka-Herrschers Pachacútec Yupanqui (der auch Machu Picchu in Auftrag gab) begonnen und im 16. Jahrhundert vom elften Herrscher Huayna Cápac nach einer Bauzeit von rund 70 Jahren vollendet. Einige Archäologen sind der Meinung, dass sie wahrscheinlich schon viel früher erbaut wurde, möglicherweise von der Killke-Kultur um 1100 nach Christus. Die ersten Bauten wurden aus Lehm und Ton errichtet. Spätere Herrscher ersetzten diese durch ein Mauerwerk aus riesigen, fein geschnittenen Blöcken, von denen viele über 4 Meter hoch waren und über 100 Tonnen wogen. Die Ecke jeder Zickzacklinie in der rund 500 Meter langen Hauptmauer ist mit einem massiven Stein verankert, der zwischen 90 und 125 Tonnen wiegt. Einige Steinblöcke wiegen sogar mehr als 350 Tonnen. Wissenschaftler haben Beweise dafür gefunden, dass mehr als 20 000 Menschen an dem Bau gearbeitet haben und dass die Steine aus einer Entfernung von bis zu 20 Kilometern herangeschafft wurden.
Sacsayhuaman ist von der Idee her keine militärische Anlage, auch wenn sie im Kampf gegen die Spanier als solche genutzt wurde. Die Spanier betrachteten die Anlage als "Festung" und fundamentierten diese Bezeichnung. Man weiß heute, dass Sacsayhuaman in erster Linie religiöse Aspekte berücksichtigte. Nach dem Glauben der Inka besteht die Gesamtheit des Seins aus drei Welten. Hanan Pacha, die obere Welt wird von Göttern bewohnt und durch den Kondor symbolisiert. Ukhu Pacha ist die Welt der Toten, symbolisiert durch die Schlange. Dazwischen liegt Kay Pacha, die Welt, in der die Menschen leben, symbolisiert durch den Puma.
Es heißt, die Stadt Cusco habe die Form eines Pumas und der Tempel von Saqsaywaman war dessen Kopf. Der Körper wird umrissen von den beiden Flüssen Saphi und Tullumayu. Cusco war in zwei Hälften unterteilt. Die Inka teilten ihre Städte stets in zwei Hälften, so wie sie alles in zwei Hälften teilten. Sie glaubten, dass alles sein Gegenstück in einer heiligen Dualität hatte: Sonne und Mond, Tag und Nacht, Männer und Frauen usw. Die Städte wurden in die obere Hälfte „hanan“ und die untere Hälfte „hurin“ unterteilt.
Hochrangige Personen lebten innerhalb der Umrisse des Pumas, alle anderen außerhalb. Der Hauptplatz, Hawkaypata, befand sich im Bauch. Cusco war das Zentrum des Inka-Universums, Hawkaypata das Zentrum von Cusco. Dieser große offene Raum war dem Schöpfergott Tiqzi Wiracocha gewidmet und wurde für Rituale und Zeremonien genutzt. Die Hawkaypata war mit weißem Sand von der Pazifikküste gefüllt. Während religiöser Zeremonien wurden Opfergaben aus Gold, Silber und kostbaren Muscheln im Sand vergraben. Vom Hauptplatz aus führten vier Straßen in die vier Regionen des Inkareiches.
Grundriss der Stadt Cusco
rot=hanan, gelb=hurin
© Inka Universe
Terrassen im Rodadero-Hügel
Die stufenförmig angelegten Terrassen im Rodadero-Hügel waren möglicherweise der Erdgöttin Pachamama gewidmet, ein Ort für astronomische Beobachtungen oder eine Aussichtsplattform, von der aus die Zeremonien beobachtet werden konnten. Auf der Rückseite des Komplexes gibt es einem Bereich, der als Suchuna (Rutsche) bekannt ist. Dort gab es weitere Terrassen, Innenhöfe, Nebengebäude und ein Wasserversorgungssystem mit Zisternen und Aquädukten.
Die Inkas waren Meister der Steinmetzkunst. Sie brachen riesige Blöcke ab und formten sie nur mit härteren Steinen und Werkzeugen aus Bronze. Die Spuren auf den Steinblöcken deuten darauf hin, dass sie eher in Form gehämmert als geschnitten wurden. Die Blöcke wurden mit Hilfe von Seilen, Stämmen, Stangen, Hebeln und Erdrampen bewegt. Räder, Flaschenzüge und Eisen kannten die Inkas nicht. Unvollendeten Exemplare, die in den Steinbrüchen und auf den verschiedenen Wegen zu den Baustellen zurückgelassen wurden zeigen, dass die Steine in den Steinbrüchen nur grob behauen und erst an ihrem endgültigen Bestimmungsort weiter bearbeitet wurden. Noch heute ist es nahezu unvorstellbar, wie sie es schafften, die einzelnen Blöcke so exakt zu formen und einzusetzen, dass kein Blatt Papier dazwischen passt. Auch die Stabilität ist beeindruckend. Obwohl kein Zement verwendet wurde, haben zahlreiche Erdbeben in den letzten 500 Jahren den Bauwerken bemerkenswert wenig Schaden zugefügt.
Nach der Eroberung durch die Spanier wurden die meisten Steine des Sacsayhuaman entwendet und für den Bau der Kolonialgebäude in genutzt. Nur die größten Steine, die die Spanier nicht bewegen konnten, sind übrig geblieben. Dann bedeckten sie die Ruinen mit Erde, um zu verhindern, dass sie von aufständischen Inka-Kräften genutzt werden konnten. Erst durch Ausgrabungen im Jahr 1934 wurden die Reste wiederentdeckt.
Es gibt eine mysteriöse kreisförmige Anlage, die an ein Amphitheater oder eine Arena erinnert. Sie wird Qocha Chincanas genannt. Qocha meint einen Tümpel, Teich oder einen künstlichen See. Eine Theorie geht davon aus, das diese Anlage als Friedhof genutzt wurde. Die umliegenden Mauern enthalten Nischen, in denen die Mumien mit Blick auf den See platziert wurden. Demnach wird der Platz auch als "Emplazamiento de la laguna" (der Platz für den See) bezeichnet. Ganz in der Nähe befindet sich die heilige Quelle Calispucyo, die vermutlich für die Initiationszeremonien der Inka-Jungen von Bedeutung war.
Muyucmarca ist der Sockel eines runden, etwa 12 Meter hohen Turms mit einem Durchmesser von 22 Metern, von dem sich der berühmte Inka-General Titu Cusi Huallpa während einer Schlacht im Jahr 1536 stürzte, als klar war, dass die Spanier gewinnen würden. Insgesamt gab es drei Türme. Die beiden anderen Sallacmarca und Paucarmarca haben eine rechteckige Basis.
Der 3.500 Quadratmeter große archäologische Komplex von Q'enko liegt nordöstlich der Stadt Cusco auf dem Socorro-Hügel, etwa 4 km vom Zentrum entfernt. Die architektonischen Merkmale des Komplexes, die unterirdischen Kammern und die zahlreichen Felszeichnungen zeugen von seiner Bedeutung als religiöses Zentrum.
Der ursprüngliche Name dieses Heiligtums ist unbekannt, die spanischen Eroberer gaben ihm den Namen Q'inqu, ein Quechua-Wort, das „Labyrinth“ bedeutet. Anlass dafür sind die „chincanas“, die unterirdischen Gänge, die an ein Labyrinth erinnern. Q'enko muss aufgrund der erstaunlichen Überreste, die trotz der von den Spaniern verursachten Zerstörungen noch erhalten sind, von großer Bedeutung gewesen sein. Es wird angenommen, dass dort die Götter verehrt wurden.
Die Anlage ist in zwei Bereiche unterteilt, je nach den Straßen, die zu ihr führen: die kleine Straße und die große Straße. Die erste führt über einen Abhang des Socorro-Hügels. Die zweite ist die längere, die am Fuß des Hügels liegt und von Sacsayhuaman nach Pisac führt. Zum Q'enqo grande gehören die meisten der heutigen touristischen Bauten wie die unterirdischen Galerien, während der Q'enqo chico bis auf einige in Stein gehauene Mauern und die städtebauliche Gestaltung der Anlage fast vollständig zerstört ist.
Vergleichbar einem römischen Amphitheater errichteten die Inkas eine halbkreisförmige Plattform von 55 m Länge, die von unvollendeten Nischen umgeben ist. In der Mitte befindet sich ein riesiger Steinblock von unregelmäßiger Form, der auf einem rechteckigen Block errichtet wurde. Hier befindet sich der geschnitzte Durchgang, der zu den unterirdischen Galerien führt. Obwohl er im Volksmund als Amphitheater bezeichnet wird, ist sein Zweck immer noch unklar. Es wird vermutet, dass dieser Ort als zeremonielles Zentrum diente. Die Zerstörungen, die während der Eroberung durch die Spanier angerichtet wurden, lassen die wahre Pracht der Stätte leider nicht mehr erkennen.
Am Fuße eines Felsens ragen zwei kleine zylindrische Gebilde hervor, vermutlich die Überreste einer Intihuatana (ein Ort, an dem die Sonne gefesselt ist). So wurden die astronomischen Observatorien bezeichnet, um den Wechsel der Jahreszeiten und die Bewegungen der Himmelskörper berechnen zu können.
Einer der am besten erhaltenen Bereiche der Anlage ist die „Sala de los sacrificios“, die Halle der Opfer. Diese in einen großen Felsen gehauene Plattform ähnelt einem großen Sitz und befindet sich in den unterirdischen Galerien. In diese Struktur wurden Böden, Wände, Decken, Nischen und andere Formen gemeißelt, in denen vermutlich Menschen- und Tieropfer und Einbalsamierungen stattfanden.
Die Anlage befindet sich etwa 7 km von Cusco entfernt an der Straße nach Pisac. Sie besteht aus Mauern, Plattformen, Terrassen, Treppen und Räumen über drei Ebenen. Die oberste Ebene bietet eine gute Sicht in die umliegenden Täler. Vermutlich wurde diese Stätte während der Herrschaft von Pachacutec errichtet. Die Mauern wurden mit großer Präzision aus sehr unregelmäßig geformten Steinen zusammengesetzt. Die Mauern sind zwar funktional und stabil, aber im Gegensatz zu vielen anderen Stätten stellen sie keine große architektonische Schönheit dar. Aus diesem Grund ist es wahrscheinlich, dass die Anlage eilig errichtet wurde, da man davon ausging, dass sie sehr schnell benötigt werden würde.
Puka Pukara bedeutet „Rote Festung“. Puka bedeutet in der Quechua-Sprache "rot" und bezieht sich vermutlich auf die rötliche Farbe der Steine, die insbesondere in der Dämmerung deutlich wird. Sie stammt von dem zum Bau genutzten Kalkstein, der viel Eisen enthält. Pukara bedeutet in Aymara und Quechuan "Festung", wird aber auch im Sinne eines vorübergehenden befestigten Zufluchtsortes verwendet, zum Beispiel in Zeiten verstärkter Konflikte. Es ist umstritten, ob es sich hier in Puka Pukara tatsächlich um eine militärische Festung handelte.
Es wird vermutet, dass dieser Ort als Rastplatz für die persönlichen Wachen des Inka diente, wenn der Herrscher die Bäder von Tambomachay besuchte. Die Anlage befindet sich in der Mitte des Qhapaq Ñan, der großen Inka Straße, die die Hauptverbindung des Inkareiches in Nord-Süd-Richtung darstellte. Daher könnte die Anlage als Rastplatz für die Chasquis gedient haben. Chasquis waren gut ausgebildete Boten, die Nachrichten schnell und zuverlässig an nahezu jeden beliebigen Punkt im Gebiet des Inkareiches überbringen konnten. Die Inkastraßen dienten auch dem Transport von Menschen und Handelsprodukten sowie für religiöse Pilgerfahrten. Möglicherweise konnten auch Pilger oder Handelsreisende in Puka Pukara einkehren.
Die archäologische Stätte von Tambomachay befindet sich 7 Kilometer nordöstlich von Cusco und ist eines der größten Rätsel für Archäologen, da es nicht möglich ist, eine bestimmte Funktion zu bestimmen. Möglicherweise war die Anlage eine "Huaca". Die Huacas waren heilige Stätten, zumeist in Form großer geschnitzter Steine oder Felsen. Häufig stehen diese Orte in Verbindung mit der Bewegung der Sonne, mit dem Wechsel von Tag und Nacht oder dem Wechsel der Jahreszeiten. In Verbindung mit den zahlreichen Aquädukten, Kanälen und Wasserfällen handelte es sich um eine Anlage, in der Rituale mit Wasser durchgeführt wurden, wahrscheinlich kurze Reinigungszeremonien. Es gibt Erzählungen, dass die Inkas aus einem Hauptwasserfall zwei Nebenwasserfälle schufen, die genau gleich sind. Das heißt, wenn man zwei leere Flaschen in jeden Wasserfall stellen würde, würden sich beide gleichzeitig füllen. Eine Quechua-Legende berichtet über erstaunliche Wirkungen von drei kleinen Wasserläufen: Trinkt man von dem Wasserlauf rechts unten, so soll man davon jünger werden, trinkt man vom Wasserlauf links unten, so wird man Zwillinge bekommen, und der obere Wasserlauf soll eine segnende Wirkung haben.
Weitere Reiseziele in Peru