La Gomera
Die Insel liegt ca. 1.300 km entfernt vom spanischen Festland. Von den sieben Hauptinseln des Kanarischen Archipels ist La Gomera mit einer Fläche von 370 km² die zweit kleinste.
Die Einwohner vergleichen die beinahe runde Insel mit einer Zitruspresse. In der Mitte befindet sich die höchste Erhebung (der Garajonay mit 1.487 Metern) und von diesem gehen zahlreiche faltenartige Gebirgszüge bis zum Meer.
Die fast 100 km lange Küste besteht zu 80% aus Steilküsten. Die wenigen Strände bestehen zumeist aus grobem Kies. Sandstrände gibt es nur sehr wenige. Zwischen den größeren Orten wie Alojera, Velle Gran Rey Playa de Santiago oder der Hauptstadt San Sebastian gibt es keine direkten Straßenverbindungen.
Man fährt jeweils hinauf zur Inselmitte und in einem benachbarten Tal zum Zielort hinunter. Die Straßen sind steil, kurvenreich und von einer außergewöhnlichen guten Qualität. Kürzere bzw. direkte Verbindungen gibt es meist nur zur Fuß.
Die Vielfalt von La Gomera auf einen Blick. Blauer Himmel, dunkle Wolken, Sonnenschein, karke Felsen, trockene Graslandschaft und blühende Sträucher.
Blick nach Teneriffa auf den Pico del Teide, den mit 3.718 Metern
höchsten Berg auf spanischem Staatsgebiet.
Im Zentrum der Insel liegt der Parque Nacional de Garajonay, Mit einer Größe von knapp 4.000 Hektar umfasst der Nationalpark 10% der Inselfläche. Die subtropischen Lorbeerwälder sind ein einzigartiges Relikt aus dem Tertiär, das vor 65 Millionen Jahren begann und vor rund 2,6 Millionen Jahren endete. Während die Lorbeerwälder in Europa und im Mittelmeerraum während der letzten Eiszeit verschwanden, blieben Sie auf La Gomera weitgehend erhalten.
Empfehlenswert sind geführte Wanderungen, auf denen umfangreiche Details zum Nationalpark, zu den Pflanzen und Tieren und zu den Inselbewohnern erläutert werden. Diese mussten ihre Lebensweise seit der Deklaration zum UNSECO-Weltkulturerbe im Jahr 1986 und der nachfolgenden Erklärung zum Europäischen Vogelschutzgebiet 1988 völlig verändern. Während Sie früher mit dem Wald gelebt haben, ihre Tiere dort einstellten, ihr Brennholz aufsammelten, Beeren und Blätter ernteten und Holzkohle herstellten, ist der Wald seitdem tabu. Während weltweit immer mehr Wälder abgeholzt werden um die Flächen kommerziell zu nutzen, haben sie ihre Wälder stets nachhaltig gepflegt und dafür gesorgt, dass wir diesen Wald auch noch heute bestaunen können. Und das trotz der stets schwierigen Lebensbedingungen auf La Gomera. Und nun dürfen sie ihren eigenen Wald nicht mehr nutzen. Für viele Einheimische eine schwierige Situation.
Gut ausgeschilderte Wege ermöglichen individuelle Wanderungen je nach Lust und Laune, auf unterschiedlichen Streckenlängen und mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden. Ein Hochgenuss für alle, die Natur und Ruhe zu schätzen wissen. Man kann die gleiche Strecke auch mehrmals durchlaufen, da sie sich je nach Tageszeit bzw. Wetterlage völlig anders präsentiert; in dichten Wolken eingehüllt und fast schon ein wenig gespenstig oder bei strahlendem Sonnenschein, blauem Himmel und einer sensationellen Weitsicht bis zu den Nachbarinseln.
Gut zu erkennen sind die Nachwirkungen der Waldbrände im Jahre 2012. Ein erheblicher Teil des Nationalparks und zahlreiche umliegende Gebiete waren betroffen. Bei unserem Besuch im Oktober 2014 hatte sich die Natur bis zu einer Höhe von ca. 1-2 Metern recht gut erholt. Die Stämme und Kronen größerer Pflanzen waren jedoch vielerorts noch kahl und schwarz. Nach Informationen der Parkverwaltung wird es noch viele Jahre dauern, bis die letzten Spuren verschwunden sind und der Wald sein ursprüngliches Aussehen wieder erlangt.
Wunderbere Aussichten auf grüne Hügel ...
... auf bizarre Gesteinsformationen, ...
... und auf karge Felsen.
Auf La Gomera leben mehr als 1.000 Tierarten, davon über 150 endemische Arten. Die Mehrzahl der Tiere sind Wirbellose. Darüber hinaus ist die Tierwelt auf der Insel vergleichsweise artenarm. Die größten wild lebenden Säugetiere sind Kaninchen. Fledermäuse sind die einzigen Säugetiere, die ohne menschliche Hilfe auf die Insel kamen. Häufig zu sehen sind Lorbeertauben, Turmfalken, Möwen und verschiedene Singvögel. Um Sperber, Waldohreulen und Fischadler zu sehen, bedarf es schon ein wenig Glück. Die Kleinen Kanareneidechsen (Gallotia caesaris gomerae), die Kanarenskinke (Chalcides coeruleopunctatus) und die Kanarengeckos (Tarentola gomerensis) sind fast überall auf der Insel zu finden.
Kanaren-Turmfalke
(Falco tinnunculus canariensis)
Kanaren-Turmfalke
(Falco tinnunculus canariensis)
Gomera-Gecko
(Tarentola gomerensis)
männliche Kleine Kanareneidechse
(Gallotia caesaris gomerae)
weibliche Kleine Kanareneidechse
(Gallotia caesaris gomerae)
Kanarenskink
(Chalcides coeruleopunctatus)
Kardinal
(Argynnis pandora)
Westlicher Resedaweißling
(Pontia daplidice)
Kleiner Feuerfalter
(Lycaena phlaeas)
Im Unterschied zum Land ist die Artenvielfalt im Wasser durchaus bemerkenswert. Zahlreiche Wal- und Delphinarten wurden bereits vor Gomera gesichtet, darunter u.a. Pottwale (Physeter macrocephalus), Brydewale (Balaenoptera brydei), Kurzflossen-Grindwale (Globicephala macrorhynchus), Blainville-Schnabelwale (Mesoplodon densirostris), Rauzahndelfine (Steno bredanensis), Blau-Weiße Delfine (Stenella coeruleoalba) und Zügeldelfine (Stenella frontalis). Bei unserer Bootstour konnten wir lediglich die Großen Tümmler und die Grindwale sehen, dafür aber die Unechten Karettschildkröten (Caretta caretta) und viele Gelbschnabel-Sturmtaucher (Calonectris diomedea).
Große Tümmler
(Tursiops truncatus)
Großer Tümmler
(Tursiops truncatus)
Kurzflossen-Grindwale
(Globicephala macrorhynchus)