El Muro de las Lágrimas - Die Mauer der Tränen
Auf der Galapagos-Insel Isabela findet man nicht nur eine großartige Flora und Fauna, sondern auch beeindruckende Zeugnisse aus vergangenen Tagen, unter anderem "El Muro des las Lágrimas", die Mauer der Tränen. Ein faszinierender Wanderweg führt von Puerto Villamil zunächst am Strand entlang, vorbei an Mangroven, Kakteen, Lagunen und Lavafeldern bis zur Mauer und dem Aussichtspunkt "Mirador de las Lágrimas". Unterwegs gibt es Begegnungen mit zahlreichen Wasservögeln, Meer- und Lavaechsen und den Schildkröten. Die Karte zeigt den Verlauf des Weges und einige der interessantesten Stationen.
Ausgangspunkt der Tour ist Puerto Villamil. Start war kurz nach 7 Uhr am Morgen. Zu dieser Zeit sind nur wenige Menschen unterwegs, dafür aber viele Tiere und es ist noch nicht so heiß. Von Puerto Villamil sind es etwa 6 km bis zur Mauer. Es gibt einige lohneswerte Abzweigungen. Rechnet man diese hinzu, verlängert sich der Weg um etwa einen Kilometer. Der Weg ist gut ausgeschildert, anfangs geteert, später geht er in einen festen sandigen Weg über. Viele Besucher legen die Strecke mit dem Fahrrad zurück und benötigen dafür nicht mehr als 30-40 Minuten. Das Rad ist bequem und schnell, aber es besteht die große Gefahr, dass man so einiges übersieht. Daher ist es empfehlenswert, die Strecke zu Fuß zurückzulegen. Man begegnet vielen Tieren und es gibt es mehrere interessante Stellen rechts und links des Weges, die es lohnt aufzusuchen und dort für einige Zeit zu verbleiben. Der Weg führt zunächst parallel zum Strand und beginnt vielversprechend. Am Wasser und den angrenzenden Büschen und Sträuchern sind die ersten Tiere zu sehen.
Auf der anderen Seite des Weges liegen die Lagune von Los Diablos und angrenzende Wasserflächen. Das Meer sorgte mit seinen Ablagerungen dafür, dass sich Mangrowenwälder an der Küsten bilden konnten und diese Wasserflächen vom Meer getrennt wurden. So entstand ein Lebensraum, in dem sich zahlreiche Wasservögel, darunter auch die Kuba-Flamingos (Phoenicopterus ruber) wohlfühlen.
Kuba-Flamingo
(Phoenicopterus ruber)
Amerikanischer Stelzenläufer
(Himantopus mexicanus)
Brauner Pelikan
(Pelecanus occidentalis urinator)
Bahamaente
(Anas bahamensis galapagensis)
Lava-Reiher oder Galapagosreiher
(Butorides sundevalli)
Glattschnabelani
(Crotophaga ani)
Nach ungefähr 2 Kilometern ist das erste Zwischenziel erreicht. Eine Informationstafel beschreibt den weiteren Weg zur Muro de las Lágrimas und weist auf Aussichtspunkte und 8 interessante Orte innerhalb eines Feuschtgebietes (Complejo de Humedales) hin, z. B. playas (Strände), pozas (Lagunen oder Teiche) und Lavatunnel.
Dieser Weg ist kein Rundweg, d.h. man geht die gleiche Strecke wieder zurück. Das klingt öde, ist es aber nicht, denn der Rückweg kann völlig anders verlaufen, z.B. weil andere Tiere zu sehen sind oder der Ausblick von einem Aussichtspunkt aufgrund anderer Wetter- oder Lichtverhältnisse anders erscheint. Die Zeitangabe von 3 Stunden ist maßlos übertrieben, es sei denn, man möchte eine längere Rast einlegen oder gar ein Bad im Meer nehmen. Am besten ist, überhaupt nicht auf die Zeit zu achten, sondern jeden Schritt zu genießen. Es lohnt sich. Wir sind jeder Abzweigung gefolgt und haben so manche Überraschung erlebt.
Blick vom Tunel de Estero
in Richtung El Radar
Die endemische Kaktee Jasminocereus thouarsii
kann bis zu 7 Meter hoch werden.
Poza Escondida
Da viele Meerechsen in diesem Gebiet ihre Bruthöhlen haben, sind einige Flächen abgesperrt und deren Betreten ist strengstens verboten. Andererseits kann es auf den Wanderwegen zu unterwarten Staus kommen, denn verstopfte Straßen gibt es auch auf Isabela. Wenn sich die Meerechsen sonnen, muss man als Zweibeiner schon mal einen geeigneten Umweg suchen. Sie lassen sich nicht aus der Ruhe bringen, auch nicht von einer kleinen Lavaechse.
Hinweisschild auf die Nistplätze der Leguane
Iguana crossing
Meerechsen auf dem Weg zu La Playita
Echsen unter sich:
Eine Lavaechse auf einer Meerechse
weibliche Lavaechse
(Microlophus albemarlensis)
Mangrovebaum-Waldsänger
(Setophaga petechia aureola)
Dieser Streckenabschnitt trägt den Namen "Camino de las Tortugas" , die Straße der Schildkröten. Die Nationalpark Verwaltung setzt hier jüngere Schildkröten vom Sierra Negra Vulkan aus, um die frei lebende Population zu stärken. Dabei handelt es sich um Chelonoidis guntheri, die wie die Cerro-Azul-Riesenschildkröte (Chelonoidis vicina), hier auf Isabela im Centro de Crianza Tortugas Gigantes Arnaldo Tupiza Chamaidan nachgezüchtet wird.
Camino de las Tortugas
Sierra-Negra-Riesenschildkröte
(Chelonoidis guntheri)
Sierra-Negra-Riesenschildkröte
(Chelonoidis guntheri)
Mirador Cerro Orchilla ist ein Aussichtspunkt etwa 800 Meter vor El Muro de las Lágrimas. Von hier aus hat man mit einem wunderbaren Rundumblick, in östlicher Richtung auf Poza de las Diablas und Puerto Villamil, in nördlicher Richtung auf den Vulkan Sierra Negra und in westlicher Richtung liegt der Vulkan Cerro Azul.
Blick auf die Lavafelder
und Poza de las Diablas
Blick auf Poza de las Diablas
und Puerto Villamil
Der restliche Weg
bis zur Mauer der Tränen
Je näher man der Mauer kommt, um so beeindruckender wirkt sie. Die einzelnen Steine scheinen locker aufeinander zu liegen, das Ganze wirkt sehr fragil. Eigentlich erstaunlich, dass sie noch immer recht gut erhalten ist. Hinter der Mauer liegt, ein wenig versteckt, der Aufstieg zu El Radar und dem Aussichtspunkt Mirador de las Lagrimas.
Informationen zur Mauer
Gedenktafel für die, die hier gelitten haben
und die, die hier gestorben sind
Gut zu erkennen, wie die Steine
aufgestapelt wurden
Der Leiter des Gefängnisses zwang die Gefangenen dazu, eine riesige Mauer zu bauen, die die Gefängnisanlage umgeben sollte. Einen praktischen Nutzen hatte die Mauer nicht. Es ging vielmehr darum, die Gefangenen zu beschäftigen, zu bestrafen, sie leiden zu lassen. Sie mussten die schweren und oft scharfkantigen Lavasteine erst von einem entfernten Krater herbeischaffen und sie dann zu einer Mauer aufstapeln, ohne Mörtel und ohne technische Hilfsmittel. Dabei kam es vor, dass Steine abrutschten und Teile der Mauer zusammenfielen. Das brachte neben physischer Bestrafung zumeist die Order, die Mauer noch höher zu bauen. 1959 kam es zu einem Aufstand und einer Massenflucht der Gefangenen. Noch im gleichen Jahr wurden das Gefängnis geschlossen und der Nationalpark Galápagos gegründet.
Einziges Überbleibsel aus dieser Zeit ist die Mauer der Tränen, El Muro de las Lágrimas. Der heute noch erhaltene Teil der Mauer ist ca. 100 Meter lang, 3 Meter breit und bis zu 6 Meter hoch. Der Name steht für die Qualen und Opfer der Menschen, die diese Mauer bauen mussten. Man sagt, dass die Mauer tausendenden von Gefangenen das Leben kostete, aufgrund von Verletzungen, Unfällen, Schikanen, Misshandlungen in Verbindung mit schlechter Ernährung und unzureichender medizinischer Versorgung. Viele litten an Tuberkulose und anderen Krankheiten. Die ständige Nahrungsmittelknappheit versuchte man durch die Anpflanzung landwirtschaftlicher Produkte ein wenig einzudämmen.
Nach dem Besuch der Mauer wartet ein weiteres Highlight. Ein schmaler Pfad, in dem mehr als 300 Stufen eingearbeitet sind, führt zum Mirador de las Lagrimas, einem weiteren Aussichtspunkt mit grandioser Fernsicht. Hier oben ist auch "El Radar", der Ort, an dem einst eine Radaranlage vom amerikanischen Militär betrieben wurde. Heute ist nur noch die Bodenplatte zu sehen.
Der Rückweg geht bedeutend schneller als der Hinweg, unter anderen, weil es jetzt ein wenig Gefälle gibt. Das veranlasst einige Radfahrer, schneller zu fahren oder gar Rennen auszutragen. Nicht ganz ungefährlich, weder für die Tiere, noch für Fußgänger oder die Radfahrer selbst. Aus diesem sind auf dem Rückweg Schilder zu sehen, die eigens für die Radfahrer angebracht wurden.
Zum Schluss ein kleines, persönliches Fazit. Eine wunderbare Tour, die viele unterschiedliche Aspekte vereint. Meer, Lagunen, Strände, tolle Aussichtspunkte, viele unterschiedliche Tiere und ein geschichtsträchtiger Ort. Alles gratis und ohne einen Guide in Anspruch nehmen zu müssen. Wer keinen Zeitdruck hat, sollte nicht mit dem Rad fahren, sondern lieber laufen und dafür einen guten halben Tag einplanen. Ganz entspannt jeden Schritt genießen, denn überall gibt es etwas zu sehen. Gerne auch mal einen der vielen Rastplätze nutzen, z.B. an den pozas. Es gibt viele interessante Pflanzen und häufig dauert es nur wenige Minuten, bis der eine oder andere Vogel vorbeischaut. Meerechsen, Lava Lizards und Schildkröten muss man nicht suchen. Sie sind so zahlreich vorhanden, dass man ihnen nicht entgehen kann. Mitnehmen sollte man ausreichend Wasser und bei Bedarf etwas zu essen. Auf dem Rückweg bietet es sich an, ein Bad im Meer zu nehmen und den Tag locker ausklingen zu lassen.