Die Galapagos-Inseln
Archipiélago de Colón
Die Sattelform des Schildkröten-Panzers gab dem Archipel seinen Namen
Die Galapagosinseln liegen 972 km westlich der Küste von Ecuador. Verwaltungstechnisch bilden sie die zu Ecuador gehörende "Provincia de Galápagos" mit der Hauptstadt Puerto Baquerizo Moreno. Die offizielle Bezeichnung der Inseln lautet "Archipiélago de Colón" (Kolumbusarchipel).
Die Inselgruppe besteht aus 13 größeren und 6 kleineren Inseln sowie mehr als 100 Felsen und Eilande. Nur vier Inseln sind bewohnt: Santa Cruz, San Cristóbal, Isabela und Floreana. Auf Baltra gibt es einen Stützpunkt der ecuadorianischen Armee, Einrichtungen der Küstenwache und den kommerziell am meisten genutzten Flughafen des Archipels, dennoch gilt die Insel offiziell als unbewohnt. Die gesamte Landfläche beträgt ca. 8.000 km². Die Einwohnerzahl liegt bei ca. 30.000 (29.453 im Jahr 2015).
Um die einzigartige Flora und Fauna zu schützen, erklärte die ecuadorianische Regierung die Galapagos-Inseln 1959 zum Nationalpark Galapagos. 1968 waren 97 Prozent der Landfläche unter Schutz des Nationalparks gestellt. Siedlungen und bisherige landwirtschaftliche Flächen erhielten Bestandsschutz. Baltra gehört wegen des Militärstützpunktes nicht zum Galapagos-Nationalpark. Seit 1978 stehen die Inseln auf der UNESCO-Liste des Weltnaturerbes. 1996 wurde das Seegebiet um das Galápagos-Archipel zum Meeresreservat erklärt. Mit einer Größe von 138.000 km² und Tiefen von bis zu 4.000 Metern ist es das zweitgrößte Meeresreservat der Erde. 2001 wurde es in die UNESCO-Liste des Weltnaturerbes aufgenommen.
Der Name Galapagos (oder Galápagos) geht zurück auf die ersten Karten, die 1570 gezeichnet wurden. Die Inseln wurden damals als "Insulae de los Galopegos" (Inseln der Schildkröten) bezeichnet. Das spanische Wort Galápago bedeutet "Wulst-Sattel" und beschreibt den Schildkrötenpanzer, der bei einigen Galapagos-Riesenschildkröte im Nackenbereich wie ein Sattel aufgewölbt ist.
Die Galapagosinseln wurden am 10. März 1535 zufällig entdeckt. Tomás de Berlanga, der damalige Bischof von Panama, kam auf dem Weg nach Peru vom Kurs ab und strandete mit seinem Boot auf der Insel Floreana. Mehrere Tage verbrachten er und die Schiffsbesatzung dort und fanden schließlich ausreichend Trinkwasser für die Heimfahrt.
Die Inselgruppe wurde zunächst als "Islas Encantadas" (Verzauberte Inseln) bezeichnet, da niemand so weit draußen im Ozean Inseln vermutet hätte und die Seefahrer aufgrund der starke Strömungen den Eindruck hatten, dass diese immer wieder ihre Lage ändern. Im 17. Jahrhundert waren die Inseln Versteck und Fluchtort für Seeräuber. Am 12. Februar 1832 nahm General José María Villamil die Inseln für Ecuador in Besitz. Er nannte sie "Archipiélago del Ecuador". Es begann die erste dauerhafte Besiedlung durch den Menschen. 1892 wurden die Galapagosinseln zu Ehren von Christoph Kolumbus in "Archipiélago de Colón" umbenannt. Einige Inseln, wie Floreana oder Isabela, wurden bis 1959 als Strafkolonien genutzt.
Die Entstehung der Inseln
Die Inseln waren nie mit dem Festland verbunden. Man spricht von einem ozeanischen Ursprung. Sie wachsen sozusagen vom Meeresboden an die Wasseroberfläche. Durch Anomalien im Erdmantel treten sogenannte "Hot Spots" auf, d.h. immer wieder steigt heißes Magma aus dem Erdmantel auf, gelangt bis an die Oberfläche und verursacht dort einen ausgeprägten Vulkanismus, der zur Bildung neuer Inseln führen kann. Auf diese Weise entstanden die Galapagos-Inseln, die Hawaii-Inseln und die Azoren. Der für die Entstehung der Galápagos-Inseln verantwortliche "Hot Spot" liegt im Westen des Archipels, in der Nähe der Inseln Fernandina und Isabela. Das Besondere an einem Hot Spot ist seine nahezu unveränderliche Position.
Unter den Inseln liegt die Nahtstelle zweier Kontinentalplatten. Diese entstanden vor ca. 23 Millionen Jahren, als die Farallon-Platte in mehrere Platten zerbrach. Die nördlich gelegene Kontinentalplatte ist die Cocos-Platte. An der südlichen Nahtstelle befindet sich die Nasca-Platte. Sie bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von 5-7 cm pro Jahr nach Osten in Richtung der kontinentale Platte von Südamerika und nimmt die im Hotspot entstandenen Inseln mit. Über viele Millionen Jahre unterliegen die Inseln den Auswirkungen der Erosion und wandern zusammen mit der Nasca-Platte allmählich wieder in tieferes Wasser ab.
Das erklärt, warum die westlichen Inseln Fernandina und Isabela mit etwa 700.000 Jahren deutlich jünger sind als die im Osten liegenden Inseln Española (3,2 Millionen Jahre) und San Cristóbal (2,4 Millionen Jahre). Und es erklärt die unterschiedliche Flora und Fauna. Während die jüngeren Inseln im Westen eher karg und dünn bewachsen sind, hatte die Vegetation in den westlichen Inseln ausreichend Zeit, die Landfläche weitgehend zu überwuchern. Zudem hat die natürliche Erosion dafür gesorgt, dass die einstigen Vulkane weitgehend eingeebnet wurden.
Wie hat es wohl kurz nach der Entstehung einer neuen Insel dort ausgesehen? Dazu besuchten wir den 1.124 Meter hohen Vulkan Sierra Negra, ein Schildvulkan auf der Insel Isabela. Mit einer Ausdehnung von ca. 7 x 9 km besitzt er den größten Krater aller Vulkane auf Galapagos. Zudem ist er ein aktiver Vulkan. 1979 kam es zu Eruptionen, die fast 2 Monate anhielten. Die Lava floss nach Norden in Richtung Elizabeth Bay, also genau entgegengesetzt zu Puerto Villamil, der einzig größeren Siedlung der Insel. Der nächste Ausbruch folgte 2005. Er dauerte lediglich 9 Tage und wiederum floss die Lava in nördlicher Richtung ab. Der letzte Ausbruch ereignete sich 2018. Die erste Phase dauerte nur einen Tag (26.06.), war aber sehr heftig. Gleichzeitig aus 5 Eruptivspalten der Nord- und Nordwestflanke des Vulkans strömte die Lava etwa 7 km bergab, erreichte das Meer aber nicht. Die zweite Phase vom 27.06. bis zum 23. 08. dauerte 57 Tage. Lava drang nur aus einem Spalt aus, floss in Richtung Elizabeth Bay bis ins Meer. Dadurch wurde die Landfläche um 1,2km² vergrößert. Insgesamt bedeckten die Lavaströme 2018 eine Fläche von mehr als 30 km². Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird es zu weiteren Eruptionen kommen, daher wird der Vulkan ständig überwacht. Aktuelle Informationen zum Vulkan bietet das Instituto Geofisico.
Exakt 1,2 km² ist die Fläche einer kleinen und recht jungen vulkanischen Insel Bartolomé. Auf ihr befindet sich ein erloschener Vulkan, der von zahlreichen kleineren Kratern umgeben ist. Hier hat man die Chance, einen guten Einblick in die Entstehungsgeschichte der Inseln zu gewinnen. Auf dem Gipfel des Vulkans in 114 Metern Höhe, bietet sich ein spektakulärer Blick auf die Insel Santiago und die Zwillingsbucht mit dem Pinnacle Rock. Auf dem kargen Untergrund wachsen nur wenige Pflanzen, darunter u.a. der auf Galapagos endemische Lava-Kaktus (Brachycereus nesioticus).
Nur wenige Meter von Bartolomé entfernt, an der Ostküste von Santiago, befindet sich die Sullivan Bucht. Hier gibt es einen etwa 200 Jahre alten Pahoehoe-Lavastrom. Pahoehoe ist ein Begriff aus der hawaiianischen Sprache und beschreibt eine dünnflüssige, basaltische Lava, die als Lavastrom mit hoher Temperatur und hoher Fließgeschwindigkeit hangabwärts fließt. Nach der Erstarrung entsteht eine relativ glatte Oberfläche. Während die Lavaströme noch aktiv sind, kann die bereits erstarrte Lavadecke bis zu 50 cm dick werden. Dadurch können sich Lavaröhren oder Lavatunnel bilden.
Es ist erstaunlich, dass selbst in dieser eher trostlosen und unwirklichen Umgebung Tiere zu sehen sind. Bei unserem Besuch auf Bartolomé und Santiago fanden wir Lava-Echsen, Finken, Heuschrecken (Schistocerca melanocera) und sogar den Galapagosbussard (Buteo galapagoensis). Das bringt uns zu der Frage, wie die tierischen und pflanzlichen Bewohner auf die Inseln gekommen sind und woher?
Nur sehr langsam konnten sich kleinere Pflanzen ansiedeln, deren Samen bzw. Pollen auf dem Luftweg, über das Meer oder durch Insekten und Vögel auf die Inseln getragen wurden. Insekten und Vögel waren auch die ersten Tiere auf Galapagos, zusammen mit den Meeresbewohnern, wie z.B. den Seelöwen. Reptilien, wie die Leguane, kamen auf Treibgut vom Festland. Sie können i.d.R. mehrere Wochen ohne Essen und Trinken überleben. Raubtiere, wie Hundeartige oder Katzenartige und die meisten anderen Säugetiere schaffen das nicht. So entstand eine Fauna, deren Bewohner keine Scheu vor Fressfeinden haben mussten, es gab schlichtweg keine.
Viele Tiere unterscheiden sich signifikant von ihren Verwandten auf dem Festland und haben sich auf den verschiedenen Inseln zu eigenständigen Arten bzw. Unterarten entwickelt. So haben die Kormorane (Phalacrocorax harrisi) ihre Flugfähigkeit verloren und die Meerechsen (Amblyrhynchus cristatus) sind die weltweit einzige Echsenart, die ihre Nahrung im Meer sucht und Algen unter Wasser frisst.
Proto-Galapagos
Erstaunlich ist, wie es innerhalb der geologisch kurzen Zeit von einigen hunderttausend bis wenigen Millionen Jahren zu einer solchen Vielfalt kommen konnte. Es wird angenommen, dass es weiter östlich des Archipels vor ca. 9 Mio. Jahren so etwas wie ein Proto-Galapagos gegeben hat. Darunter wird eine Inselgruppe verstanden, die lange vor der Insel Española entstanden ist, weiter östlich lag (ca. 200-400 Kilometer vor der Küste) und längst wieder im Meer verschwunden ist.
Nach dieser Annahme mussten die Tiere einen nicht so langen Weg zurücklegen und es würde erklären, warum einige Tiere und Pflanzen eine endemische Entwicklungsstufe haben, die das Alter der Galapagosinseln übersteigt. Möglicherweise wurden die Inseln des Proto-Galapagos schon viel früher vom Festland aus besiedelt. Flora und Fauna hatten folglich mehr Zeit sich zu entwickeln, als bisher angenommen. Demnach würden die im Westen neu entstehenden Inseln nach und nach von den älteren Inseln aus dem Osten besiedelt. Die Entfernungen zwischen den Inseln sind nicht besonders groß und können relativ leicht überwunden werden.
Ausblick
Zahlreiche Konflikte zwischen Naturschützern und Fischern, der zunehmende Tourismus, das steigende Luftverkehrsaufkommen und der Zustrom weiterer Siedler vom Festland führte 2007 zu einer ernsthaften Krise. Die UNESCO drohte mit der Streichung als Weltnaturerbe und setzte die Inseln auf die Rote Liste, u.a. weil die neuen Siedler immer mehr fremde Tiere und Pflanzen mitbrachten, die eine enorme Gefahr für die einheimische Natur darstellen. In der Folge wurde der Tourismus stärker reglementiert, der Siedlungsbau wurde eingeschränkt, illegale Siedler wurden auf das Festland zwangsumgesiedelt und es wurden Maßnahmen zur Selbstversorgung mit Energie und Lebensmitteln umgesetzt. Eingeschleppte und verwilderte fremde Arten wurden bekämpft, z.B. die Ziegen, die durch massiven Pflanzenfraß die Lebensgrundlage endemischen Pflanzenfresser zerstörten oder verwilderte Hunde und Katzen, die Eier und Jungtiere von Vögeln und Echsen fressen und damit das Ökosystem bedrohen. 2010 wurden die Galapagosinseln wieder von der roten Liste gestrichen.
Fassade eines Hauses auf Isabela
Fassade eines Hauses auf Isabela
Fassade eines Hauses auf Isabela
Fassade eines Hauses auf Isabela
Jährlich kommen rund 200.000 Besucher auf die Inseln. Jeder Tourist bringt ein wenig Geld mit. Von den 100 US-Dollar, die man für den Besuch auf Galapagos zahlen muss und der dem Naturschutz zugutekommen soll, verbleiben nur 20 Dollar auf den Inseln, der Rest geht auf's Festland. Viele Einheimische profitieren von den Besuchern, denn sie finden einen Job in der Tourismusbranche oder in der Parkverwaltung. Parallel wachsen die Erwartungshaltungen der Besucher und das Konkurrenzdenken der Anbieter: Bessere Hotels, Klimaanlagen, Restaurants, Bars, WLAN, Mietwagen, etc.
Zudem gibt es Bestrebungen, große Hotelanlagen und leistungsfähigere Flughäfen zu bauen und den großen Kreuzfahrtschiffen einen Zugang zu den Inseln zu ermöglichen. Wie uns einige Einwohner versicherten, scheint sich auch das Klientel der Besucher zu verändern. Waren die Besucher früher sehr naturverbunden und standen der faszinierenden Tierwelt respektvoll und beinahe ehrfürchtig gegenüber, werden zunehmend uneinsichtige Selbstdarsteller beobachtet, die die Anweisungen der Guides ignorieren und trotz besseren Wissens auf den Wanderungen auf ihrer Zigarette bestehen, Müll achtlos wegwerfen, Pflanzen abreisen und sogar versuchen, sich zwischen die Tiere zu setzen um exklusive Selfies schießen zu können. Leider scheinen eigene Beobachtungen diesen Trend zu bestätigen.
Wissenschaftler aus Ecuador haben hinterfragt, wie lange die Inseln noch Besucher ertragen können, bevor es zu dauerhaften Schäden bei Natur und Umwelt kommt. Ihre Prognosen in Interactions of social, terrestrial, and marine sub-systems in the Galápagos Islands, Ecuador sind leider nicht sehr optimistisch.
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