Charles Darwin Research Station
Die Charles Darwin Research Station (Estación Científica Charles Darwin) befindet sich in Puerto Ayora, auf der Galpagos-Insel Santa Cruz. Betrieben wird sie von der Charles Darwin Foundation for the Galapagos Islands (CFD), die 1959 mit der Hilfe von IUCN, UNESCO und Naturschützern aus der ganzen Welt gegründet wurde und das Ziel verfolgt, die Forschung und den Schutz der Galapagos-Inseln voranzutreiben. Neben der wissenschaftlichen Arbeit wird umfangreiches Informationsmaterial über die Entstehung und Besiedlung der Inseln, deren Artenvielfalt sowie über aktuelle Probleme und deren Lösungsansätze angeboten. Auf dem Gelände sind verschiedene Themen-Schwerpunkte eingerichtet, u.a. zu den Leguanen, den Schildkröten, den Darwin-Finken und natürlich zu Charles Darwin selbst.
Während seiner Reisen von 1831 bis 1836 hielt sich Darwin 5 Wochen auf Galapagos auf. Am 18.09.1835 erreichte er mit der HMS Beagle die Insel San Cristóbal in der Bucht unterhalb des heutigen "Cerro de las Tijeretas" (Fregattvogelfelsen). Eine imposante Statue kennzeichnet diesen historischen Ort. Anschließend besuchte er die Inseln Floreana, San Salvador (=Santiago bzw. James Island) und Isabela. Nicolas Lawson, der damalige Direktor eines Strafgefangenen-Lagers auf Floreana erzählte ihm, dass es möglich ist, die Galapagos-Schildkröten aufgrund ihrer Panzerform den einzelnen Inseln zuzuordnen. Darwin schenkte dieser Aussage zunächst keine Beachtung.
Am 02.10.1836 kehrte er nach England zurück. Nach und nach versuchte er die Entstehung der Arten naturwissenschaftlich zu belegen. 1838 entwarf er seine Theorie der Anpassung an den Lebensraum durch Variation und natürliche Selektion und erklärte so die Entwicklung der Organismen und ihre Aufspaltung in verschiedene Arten. Zur damaligen Zeit wurden solche Theorien als eine Bedrohung der politischen und religiösen Ordnung betrachtet. Erst 20 Jahre später, im November 1859 veröffentlichte er unter dem Titel "On the Origin of Species by Means of Natural Selection, or the Preservation of Favoured Races in the Struggle for Life" eine der wesentlichen Grundlagen der Evolutionsbiologie. Charles Darwin starb am 19.04.1882 in Down House, in der englischen Grafschaft Kent.
Die komplette Privatbibliothek von Charles Darwin umfasste einst 7.400 Titel und behandelte neben Biologie und Geologie auch Kunst, Religion und Geschichte. Forschende um John van Wyhe von der National University of Singapore haben Darwins komplette Privatbibliothek zusammengetragen und in Form eines 300-seitigen Online-Katalogs für jeden zugänglich im Internet veröffentlicht. Der Katalog enthält außerdem 9.300 Links zu frei verfügbaren Online-Kopien der Werke, die einst in Darwins Bücherregalen standen. Zum Katalog: The Complete Library of Charles Darwin.
Die Darwinfinken oder Galapagos-Finken sind eine Gruppe von 14 Singvogelarten, die mit Ausnahme der Kokosfinken nur auf den Galapagos-Inseln vorkommen. Es sind sehr eng verwandte Arten, die alle von einem gemeinsamen Vorfahren abstammen, sich aber auf den verschiedenen Inseln zu eigenständigen Arten entwickelt haben. Nicht korrekt ist, dass diese Finken richtungsweisend für Darwins Evolutionstheorie waren [vgl. Wikipedia]. Er brachte zwar 31 Exemplare von seiner Reise mit, ordnete diese aber nicht den jeweiligen Inseln zu und erwähnte sie auch nicht in seiner 1859 veröffentlichen ersten Auflage von "Die Entstehung der Arten". Mehr Beachtung fanden die Spottdrosseln. Diese kannte Darwin bereits vom südamerikanischen Festland. Bei den Galapagos-Spottdrosseln bemerkte Darwin auffällige Abweichungen und ordnete die unterschiedlichen Merkmale auch den jeweiligen Inseln zu. Die Bezeichnung „Darwinfinken“ wurde erst 1947 mit der Veröffentlichung des Buches "Darwin's Finches" durch den britischen Ornithologen David Lack populär. Die Bezeichnung "Finken" ist ein wenig irreführend, da die Darwinfinken nicht zur Familie der Finken (Fringillidae) gehören, sondern den Tangaren (Thraupidae) zugeordnet sind.
Die ersten Finken auf Galapagos waren vermutlich körnerfressende Bodenfinken. Nach und nach entwickelten sich aus den Erstbesiedlern verschiedene Unterarten, die jeweils eine bestimmte ökologische Nische besetzten und verschiedene Nahrungsquellen nutzten. Je nach Ernährungsweise ist eine bestimmte Form des Schnabels zweckmäßig. Um Samen zu knacken ist ein breiter, kräftiger Schnabel hilfreich, wer sich von Kaktusfrüchten oder Pollen ernährt, benötigt einen eher spitzen Schnabel. Die Schnabelform ist ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal der einzelnen Arten. Bilder der Darwin-Finken haben wir auf der Seite Die Tierwelt im Nationalpark Galapagos zusammengestellt.
Aus der Familie der Leguane (Iguanidae) sind 4 Vertreter ausschließlich auf Galapagos zu finden:
- 3 Vertreter sind Landleguane aus der Gattung der Drusenköpfe: Conolophus subcristatus, Conolophus pallidus (nur auf der Insel Santa Fé) und der rosafarbene Conolophus marthae, der nur am Nordhang des Vulkans Wolf im Norden der Insel Isabela zu finden ist. Dieser wurde erst 2009 beschriebenen und gilt aufgrund des eng begrenzten Verbreitungsgebietes von nur 25 km², der geringen Population von lediglich 120 bis 200 Individuen sowie der Gefährdung durch Dürren oder vulkanische Aktivitäten, als vom Aussterben bedroht (Critically endangered).
- Der vierte Vertreter ist die Meerechse (Amblyrhynchus cristatus) mit 11 Unterarten. Sie sind die weltweit einzigen Echsen, die ihre Nahrung im Meer suchen. Auf dem Gelände der Forschungsstation befindet sich, ein wenig versteckt, ein unscheinbares Tor, das zu einem Gelände führt, in dem zahlreiche Meerechsen leben.
Landleguan
(Conolophus subcristatus)
Santa Cruz Meerechse
(Amblyrhynchus cristatus hassi)
Santa Cruz Meerechsen
(Amblyrhynchus cristatus hassi)
De Geschichte eines Giganten
Eine der wohl bekanntesten Schildkröten ist Lonesome George. Er stammte von der Insel Pinta, wo er 1971 entdeckt wurde. Bis zu seinem Tod lebte er auf Forschungsstation. Er wurde ca. 100 Jahre alt und starb am 24. Juni 2012 als vermutlich letztes Individuum seiner Art mit der Bezeichnung Chelonoidis abingdonii (Pinta-Riesenschildkröte).
Nach seinem Tod wurde George im American Museum of Natural History in New York einbalsamiert und ab 2014 ausgestellt. 2017 kehrte George auf die Galapagos-Insel zurück. Aufgebahrt ist er hier in der Charles Darwin Research Station in einem eigenes angefertigen Ausstellungsraum.
Möglicherweise gibt es noch lebende Verwandte, denn 2012 entdeckten Forscher auf Isabela 17 Exemplare (9 Weibchen, 3 Männchen und 5 Jungtiere), die Gene von Chelonoidis abingdonii besitzen. Ob es sich tatsächlich um direkt artverwandte Tiere handelt, ist vermutlich nicht zweifelsfrei zu belegen.
Genetisch große Ähnlichkeit mit Chelonoidis abingdonii besitzt die 2015 neu beschriebene Art Chelonoidis donfaustoi. Diese wurde im Rahmen einer großangelegten DNA-Erfassung auf Isabela entdeckt. Möglicherweise kann diese Art dazu beitragen, Chelonoidis abingdonii zurückzuzüchten.
Dieses Beispiel zeigt, wie komplex sich die schwierige Situation der Galapagos-Riesenschildkröten heute darstellt. Es gibt viele Hybriden, die Genmaterial von mehreren Arten besitzen. Aufgrund der nahen Verwandtschaft sind diese Hybriden fortpflanzungsfähig, was zwangsläufig dazu führt, dass der Anteil der Exemplare mit dem originären Genpool weiter abnimmt. Einen erheblichen Anteil an der Durchmischung der Arten hatten schon die Seefahrer, die Schildkröten als Lebensmittel mitführten und sie von Insel zu Insel transportierten. Auch zoologische Einrichtungen erzeugen Schildkröten-Nachwuchs, ohne zu wissen, von welcher Insel die Elterntiere stammen.
Das erklärt, warum die heute noch lebenden Arten stark gefährdet sind. Einer der Schwerpunkte in der Charles Darwin Research Station und anderen Breeding Centern auf Galapagos besteht darin, die Arten strikt getrennt voneinander zu halten und das originäre Genmaterial zu bewahren bzw. wiederherzustellen. Ein Beispiel dafür ist Chelonoidis nigra von der Insel Floreana. Sie gilt seit über 150 Jahren als ausgestorben. Im Norden der Insel Isabela, am Vulkan Wolf, wurden recht junge Schildkröten gefunden, die einen erheblichen Anteil des Genmaterials von Chelonoidis nigra besitzen. Deren Eltern besitzen möglicherweise einen noch höheren Anteil. Es wäre also denkbar, durch gezielte Züchtungen, nahe an das Original heranzukommen.
Die Schautafeln in der Charles Darwin Research Station beschreiben die Arbeitsweisen:
Das Nest wird geschützt
Die Eier werden
in das Aufzuchtzentrum gebracht ...
... markiert, gewogen und registriert.
Die Inkubationstemperatur
beeinflusst das Geschlecht
Die Jungtiere benötigen
2-6 Tage zum Schlüpfen
Eine dunkle Box simuliert das Nest für die ersten 30 Tage. In dieser Zeit ernähren sie sich vom Dottersack
2 Jahre bleiben die Jungtiere
in einem geschützten Bereich
Die Entwicklung der Tiere
wird ständig überwacht
Sie lernen auf Felsen zu laufen
und Futter zu suchen
Nach einer Quarantäne
werden die Tiere ausgewildert.
Weiterer Nachwuchs
bahnt sich an
Española-Riesenschildkröte
(Chelonoidis hoodensis)
Pinzón-Riesenschildkröten
(Chelonoidis duncanensis)
Santiago-Riesenschildkröte
(Chelonoidis darwini)
Santiago-Riesenschildkröte
(Chelonoidis darwini)
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