Bonaire - Besondere Gemeinde der Niederlande
Bonaire ist knapp 40 km lang und bis zu 11 km breit und gehört geologisch, wie seine beiden Nachbarinseln Aruba und Curaçao, zu Südamerika. Politisch bildet Bonaire zusammen mit Sint Eustatius und Saba die "Karibische Niederlande". Sie werden daher auch als BES-Inseln bezeichnet. Sie sind "Besondere Gemeinden der Niederlande" und gelten offiziell als "mit der Europäischen Union assoziierte überseeische Hoheitsgebiete". Die ersten bekannten Inselbewohner waren die Caquetio-Indianer des Arawak-Stammes. Sie kamen etwa 2.500 v. Chr. aus Venezuela und gaben der Insel den Namen bo-nah (flaches Land). Der heutige Name Bonaire kommt aus dem Papiamentu und bedeutet „Gute Luft“.
Sonnenuntergang auf Bonaire
mit Blick auf die vorgelagerte Insel Klein Bonaire
Sonnenuntergang auf Bonaire, aufgenommen
auf dem Seru Largu (großer Hügel)
Bonaire
Boka Onimá ist die Stelle, an der
die Arawak-Indianer auf die Insel kamen
Felswand,
in der sich die Petroglyphen befinden
Küste am Boka Onimá
In dieser Höhle südlich von Rincon haben die Arawak-Indianer Schutz gefunden
Petroglyphen in den Felsen
nahe Boka Onimá
Küste am Boka Onimá
Bonaire
Zwischen 1800 und 1816 verunsicherten französische und englische Piraten die Region, zeitweise war Bonaire ganz in englischem Besitz. Nach der Niederlage Napoleons wurde im Vertrag von Paris 1816 festgehalten, dass Bonaire endgültig den Niederlanden zugesprochen wird. In den Folgejahren begann die niederländische Regierung auf Plantagen Brasil-Holz und Aloe Vera anzubauen. Nach der Abschaffung der Sklaverei 1863 wurde die Landwirtschaft immer unrentabler. Mit dem Aufkommen der Ölindustrie auf Aruba und Curaçao verließen viele Menschen Bonaire, um dort ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Heute hat Bonaire ca. 19.000 Einwohner, davon leben etwa 2.500 im Hauptort Kralendijk. Die Bürger von Bonaire haben einen niederländischen Pass und sind EU-Bürgern gleichgestellt. Ihre Autos haben ein niederländisches Kennzeichen und dennoch gehört Bonaire nicht zum Gebiet der EU. Währung ist der US-Dollar, die Amtssprachen sind Niederländisch und Papiamentu, aber auch Englisch ist weit verbreitet.
Die Flagge Bonaires stammt aus dem Jahr 1981. Damals war Bonaire noch Teil der Niederländischen Antillen, die 2010 aufgelöst wurden. Aus Respekt vor der Trikolore des niederländischen Königreichs werden in der Flagge die Farben rot, weiß und blau verwendet. Die Flagge besteht aus drei diagonalen Streifen in Gelb, Weiß und Blau, mit einem stilisierten schwarzen Kompass um einen sechsstrahligen roten Stern. Das obere gelbe Eck repräsentiert das Licht der Sonne und die Schönheit der Natur, da zahlreiche Pflanzen auf Bonaire gelbe Blüten haben, zum Beispiel der Kibrahacha tree (Tabebuia billbergi) oder die Gelbe Trompetenblume (Tecoma stans). Der weiße Diagonalstreifen symbolisiert Frieden, Freiheit und Ruhe. Der schwarze Kompass soll an die Seefahrer Bonaires erinnern, die den Kompass auf ihren Reisen rund um die Welt benutzt haben. Der sechsstrahlige Stern (für die 6 Verwaltungsbezirke) ist rot wie das Blut, das den kämpferischen Geist und den Überlebenswillen der Bewohner von Bonaire ausdrückt. Das blaue Dreieck steht für das Meer.
Die Petroglyphen in Boka Onimá stammen nicht von den Arawak-Indianer. Sie sind rund tausend Jahre älter und können mit einiger Wahrscheinlichkeit der Dabajuro-Kultur (3480-2325 v. Chr.) zugeschrieben werden (Quelle: https://collectie.wereldculturen.nl).
Es handelt sich um eine sogenannte "Simacan-Höhle". Simacan bedeutet Komet oder Meteorit, gleichzeitig steht was Wort für eine Person, die den Sternenhimmel beobachtet. Ein Simacan war schon damals in der Lage, Planeten wie Mars und Venus zu beobachten, Auswirkungen auf die Wetterverhältnisse einzuschätzen und aus früheren Beobachtungen vorauszuahnen, wann Sonnen- und Mondfinsternisse auftreten. Sterne werden als Kreuz dargestellt, helle Sterne als umrandetes und sehr helle Sterne als doppelt umrandetes Kreuz. Doppelkreuze kennzeichnen die hellsten Planeten. Die Konstellation der abgebildeten Himmelskörper half bei der Altersbestimmung. Demnach handelt es sich tatsächlich um eine Konstellation, wie sie vor etwa 5000 Jahren auftrat. Neben Sternenbilder wurden auch wichtige Ereignisse in der Gemeinde festgehalten, z.B. Geburten, Todesfälle, wann die Schildkröten Eier legen oder wann die beste Zeit zum Reisen ist.
1499 besetzten die Spanier die Insel. Sie fanden nichts Verwertbares vor und hielten die Insel nicht geeignet für die Landwirtschaft. Neben Aruba wurde auch Bonaire als Isla inútile (unbrauchbare Insel) bezeichnet. Zwischen 1513 und 1515 wurden alle Indianer als Sklaven nach Hispaniola verschleppt um dort in den Kupferminen zu arbeiten. Bonaire blieb menschenleer zurück. 1526 wurden einige der überlebenden Ureinwohner aus Hispaniola zurückgebracht und im Norden der Insel angesiedelt. 1527 entstand Rincon, die erste Siedlung auf Bonaire. Die Sklaven wurden für die Viehzucht eingesetzt, was in erster Linie der Lederproduktion und nur in geringem Maße der Gewinnung von Fleisch diente. Neben der günstigen strategischen Lage war die Gewinnung von Salz der Grund für die Holländer, Bonaire 1633 in ihren Besitz zu nehmen. Salz wurde nicht nur für die Konservierung von Lebensmitteln gebraucht, sondern auch für die Glas- und Keramikindustrie.
Blick auf Rincon
Blick auf Rincon, im Hintergrund der Windmill Park
Windmill Park, nahe Boka Onima
Ab 1950 entwickelte sich der Tourismus auf Bonaire, insbesondere wegen der hervorragenden Bedingungen zum Tauchen und Schnorcheln. Um die Unterwasserwelt zu schützen,
wurde 1979 der Bonaire Marine Park gegründet und 1999 offiziell zum Nationalpark erklärt. Es wurden strenge Regeln zum Schutz der Unterwasserwelt eingeführt. Im Norden der Insel entstand 1969 aus der Zusammenlegung der früheren Plantagen Washington und Slagbaai der Washington-Slagbaai National Park. Hier leben 145 verschiedene Vogelarten, darunter eine große Flamingokolonie im Gotomeer, einem Brackwassersee. Es ist einer der wenigen Brutplätze der karibischen Flamingos. Ein weiterer Ort um Flamingos zu sehen, ist der Mangrovenwald von Lac Bay, einer der am besten erhaltenen Mangrovenwälder in der Karibik. Er ist Teil des Bonaire National Marine Park und streng geschützt. Im Dickicht der Mangroven finden viele Lebewesen ideale Bedingungen, darunter Vögel, Meeresschildkröten, Quallen und viele Fischarten, die hier aufwachsen, bevor sie ins offene Meer wechseln.
Rosaflamingos
(Phoenicopterus roseus)
Rosaflamingos
(Phoenicopterus roseus)
Rosaflamingos
(Phoenicopterus roseus)
Rötelreiher
(Egretta rufescens rufescens)
Dreifarbenreiher
(Egretta tricolor ruficollis)
Junge Aztekenmöwe
(Leucophaeus atricilla atricilla)
Bonaire läßt sich grob in zwei unterschiedliche Vegetationszonen teilen. Der Norden ist eher hügelig mit einer dichten und artenreichen Flora, der Süden eher flach und trocken. Hier gibt es große Flächen, die für die Salzgewinnung genutzt werden. Auf den Nachbarinseln Aruba und Curaçao wird heute kein Salz mehr abgebaut. Hier auf Bonaire ist es nach wie vor ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.
Im 17. Jahrhundert brachten die Spanier hunderte von Eseln als Arbeitstiere mit. Als moderne Fahrzeuge die Esel überflüssig machten, wurden sie von ihrem Besitzer freigelassen und ihrem Schicksal überlassen. Da Bonaire eine eher trockene und karge Insel ist, starben viele Esel an Hunger oder Dehydrierung. Etwa 400 wilde Esel haben bis heute überlebt, gelten aber schon immer als großes Verkehrsrisiko. Die Anzahl der Fahrzeuge auf Bonaire wächst und damit auch die Anzahl der Unfälle. Angefahrene Tiere haben oft keine Überlebenschance und Fohlen, die ihre Mütter im Straßenverkehr verlieren, sind selbst zum Tode verurteilt. Seit 1993 gibt es die Donkey Sanctuary, auf der kranke, verletzte oder verwaiste Tiere aufgenommen werden. Einerseits gab es Betrebungen, die Esel auf Bonaire komplett auszurotten, andererseits betrachteten viele die Esel als einen unverzichtbaren traditionellen und kulturellen Bestandteil der Insel. Im Herbst 2013 vereinbarte man mit der Regierung von Bonaire einen Esel-Managementplan. Ziel ist es, so viele wilde Esel wie möglich zu fangen. Die Stuten und Jungesel werden dann im Eselschutzgebiet lebenslang betreut und sind somit auf den Straßen nicht mehr in Gefahr. Die erwachsenen Männchen werden kastriert, erhalten eine reflektierende Ohrmarke und einen Mikrochip und werden an den sichersten Stellen wieder in die Natur entlassen. So sollen die Fortpflanzung kontrolliert, die Lebensbedingungen verbessert und die die Unfallgefahr reduziert werden. Es gibt noch einen interessanten wissenschaftlichen Aspekt. Nach DNA-Analysen kam die Vermutung auf, dass es sich bei den Eseln auf Bonaire um Nachfahren des als ausgestorben geltenden nubische Wildesels (Equus africanus africanus) handeln könnte. Zumindest soll die DNA sehr ähnlich sein.
Wildesel
(Equus africanus africanus)
Wildesel
(Equus africanus africanus)
Grüner Leguan
(Iguana iguana)
Die Tierwelt ist erfreulich vielfältig. 200 Vogelarten sollen auf Bonaire leben, dazu 9 Fledermausarten und viele Reptilien, wie die grünen Leguane oder die endemische Bonaire Rennechse (Cnemidophorus ruthveni). Auch Coereba flaveola bonairensis, eine Unterart des Zuckervogels lebt ausschließlich auf Bonaire. Andere Arten, wie die Ohrflecktaube
(Zenaida auriculata vinaceorufa) oder der Gold-Waldsänger (Setophaga petechia rufopileata) sind auch auf den Nachbarinslen Aruba und Curaçao zu finden.
Männliche Bonaire Rennechse
(Cnemidophorus ruthveni)
Weibliche Bonaire Rennechse
(Cnemidophorus ruthveni)
Weibliche Bonaire Rennechse
(Cnemidophorus ruthveni)
Zuckervogel
(Coereba flaveola bonairensis)
Zuckervögel
(Coereba flaveola bonairensis)
Zuckervogel
(Coereba flaveola bonairensis)
Safranammer
(Sicalis flaveola flaveola)
Ohrflecktaube
(Zenaida auriculata vinaceorufa)
Gold-Waldsänger
(Setophaga petechia rufopileata)