Bolivien - Eine Reise durch das Altiplano
Seit 2009 trägt Bolivien die offizielle Bezeichnung "Estado Plurinacional de Bolivia", um so seine kulturelle und ethnische Vielfalt auszudrücken. Die Verfassung erkennt offiziell 36 verschiedene Ethnien und deren eigene Sprachen an. Der Regierungssitz ist in La Paz, die Hauptstadt ist Sucre. Der Name Bolivien geht zurück auf Simón Bolívar (1783-1830). Er ist der Nationalheld mehrerer südamerikanischer und karibischer Länder. Er führte die Unabhängigkeitskriege gegen die spanische Kolonialherrschaft in Venezuela, Kolumbien, Panama und Ecuador und war an den Unabhängigkeitsprozessen in Peru und Bolivien beteiligt. Mit einer Fläche von knapp 1,1 Millionen Quadratkilometern ist Bolivien etwa dreimal so groß wie Deutschland, mit rund 11,3 Millionen Einwohnern (in Deutschland ca. 84 Millionen) vergleichsweise dünn besiedelt.
Quelle: Mapsland
Die Flagge Boliviens wurde am 5. November 1851 eingeführt. Sie besteht aus drei horizontalen Streifen. Der obere rote Streifen steht für das Blut, das die Helden für die Entstehung und den Erhalt der Republik und die Konsolidierung des Plurinationalen Staates Bolivien vergossen haben. Der mittlere gelbe Streifen steht für den Reichtum an Mineralien und Bodenschätzen. Der untere grüne Streifen steht für den Reichtum der Natur. Die offizielle Staatsflagge hat zusätzlich das Wappen Boliviens in der Mitte des gelben Streifens.
Die Mehrheit der Bevölkerung Boliviens ist indigener Herkunft. Die größten Gruppen sind die Aymara und die Quechua. Aus der Tradition der Inka heraus verwenden die Quechua die Regenbogenfahne, die Aymara die Wiphala, bestehend aus 49 Quadraten in sieben Farben. Die verschiedenen Farben repräsentieren Mutter Erde (Rot), Gesellschaft und Kultur (Orange), Energie und Kraft (Gelb), Zeit , Wissenschaft, Technik und Kunst (Weiß), Wirtschaft und Produktion (Grün), der kosmische Raum (Blau), die Politik und die wirtschaftlichen und kulturellen Organisationen (Violett). Es wird angenommen, dass die Wiphala seit vielen Jahrhunderten bei landwirtschaftlichen Arbeiten, bei feierlichen Anlässen, bei zeremoniellen und kulturellen Handlungen und bei gesellschaftlichen Ereignissen in den Anden verwendet wurde, weniger als Flagge, sondern eher als Teil der Kleidung oder als Gemälde auf Felsen und Gebrauchsgegenständen. Heute ist sie in Bolivien, Peru, Kolumbien, Argentinien, Chile, Ecuador und Paraguay verbreitet. In Bolivien ist sie durch die Verfassung von 2009 als nationales Symbol anerkannt und der Nationalflagge gleichgestellt.
Das Altiplano (spanisch für "Hochebene") ist eine etwa 170.000 Quadratkilometer große Fläche (in der Karte rot eingefärbt) auf einer durchschnittlichen Höhe von 3.600 Metern. Es erstreckt sich über Länge von rund 1.800 Kilometer, eingebettet zwischen zwei Ketten der Anden, die West-Anden (Cordillera Occidental) und die Ost-Anden (Cordillera Oriental). Der größte Teil des Altiplano liegt in Bolivien, nördlichen Teile liegen in Peru und südliche Ausläufer befinden sich in Chile und Argentinien. Aufgrund der Höhe herrscht ein niedriger Luftdruck bei geringerer Sauerstoffkonzentration. Es kommt zu hohen Temperaturschwankungen, die am gleichen Tag 30°C und in der Nacht -5 °C betragen können.
Entstanden ist das Altiplano vor ca. 65 Millionen Jahren, als sich genau diese Fläche zwischen den West-Anden und den Ost-Anden absenkte. Vor rund 1,6 Millionen Jahren befand sich auf dem Altiplano der große Ballivián-See mit einer mittleren Tiefe von 20 bis 70 Metern. Vor etwa 10.000 Jahren erfolgte ein drastischer Klimaumschwung, es wurde wärmer, die Niederschlagsmengen gingen zurück und der Ballivián-See löste sich auf. Zurück blieben der Titicacasee im Norden und der Minchin-See, aus dem später der Poopó-See, des Uru-Uru-See und die Salzwüsten, zum Beispiel der Salar de Uyuni hervorgingen.
Umringt wird das Altiplano im Westen von massiven Vulkanen wie Ampato (6.288 m), Tutupaca (5.816 m), Parinacota (6.348 m), Guallatiri (6.071 m), Paruma (5.728 m), Uturunku (6.008 m) und Licancabur (5.916 m). Im Südwesten liegt die Atacama-Wüste, eine der trockensten Gegenden der Erde und im Osten der feuchte Amazonas-Regenwald.
Das Altiplano war Schauplatz mehrerer präkolumbianischer Kulturen, darunter die Chiripa, Tiwanaku und das Reich der Inkas, bevor die Spanier auch diese Region im 16. Jahrhundert eroberten.
Die Vegetation des Altiplano wird vielerorts von einheimischen Gräsern mit geringem Nährwert dominiert. Die Böden sind im Allgemeinen arm an Stickstoff und Phosphor und haben nur einen geringen Gehalt an organischer Substanz. Es gib Sträucher wie Baccharis tola und kleinere Bäume wie Buddleja coriacea oder der Queñoa (Polylepis tarapacana). Die Polylepis-Bäume werden für die Herstellung von Brennholz oder Bauholz genutzt, zum Beispiel für die Herstellung von Zäunen. Angebaut werden häufig Kartoffeln, Quinoa (Chenopodium quinoa), Ackerbohnen (Vicia faba) und Oca (Oxalis tuberosa). Die übrigen Gebiete des bolivianischen Altiplano sind geprägt von salzhaltigen Seen, Sand und kahlen Gebirgszügen.
Wir haben einige interessante Orte im bolivianischen Teil des Altiplano besucht:
Im nördlichen Teil des bolivianischen Altiplano
Tiwanaku, Puma Punku und dem Valle de la Luna in La Paz
Zwischen Titicacasee und La Paz befindet sich eine der wichtigsten archäologischen Stätten Südamerikas: Tiwanaku. Sie wurde im Jahr 2000 ins UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen. Nur wenige hundert Meter südwestlich befinden sich die Reste der Tempelanlage Puma Punku. Etwa 10 Kilometer vom Stadtzentrum La Paz liegt das kommunale Schutzgebiet "Valle de la Luna". Es ist eine gigantische Ansammlung von Felsen, Felsspalten, Schluchten und Hügeln, die im Lauf von Jahrtausenden durch Erosion und Klimagegensätzen gebildet wurden. weiterlesen
Im südlichen Teil des bolivianischen Altiplano
Salar de Uyuni, Wüsten, Thermen, ein Eisenbahnfriedhof und viele Lagunas
Mit einer Fläche von 10.582 Quadratkilometern ist der Salar de Uyuni die größte Salzwüste der Welt, mittendrin die mit Riesenkakteen bewachsene Isla Incahuasi. Die vielen Seen (Lagunas) beherbergen Andenflamingos, Chileflamingos und James-Flamingos. Weitere sehenswerte Orte sind die Siloli-Wüste und der Eduardo Avaroa Andean Fauna Nationalpark mit dem Geothermalgebiet Sol de Mañana, den Termas de Polques, dem Árbol de Piedra, der Salvador-Dalí-Wüste und der spektakulären Laguna Colorada. weiterlesen
Im Altiplano haben zahlreiche Tierarten ihre Nische gefunden. An den Lagunas tummeln sich Andenflamingos, James-Flamingos und Chileflamingo. Häufig sind mehrere Arten am gleichen See anwesend. An diesen Gewässern sind auch andere Wasservögel zu finden, zum Beispiel Blässhühner, Regenpfeifer, Anden-Säbelschnäbler und Anden-Möwen. In Gebüschen, Sträuchern und Bäumen halten sich die Singvögel auf, u.a. Tyrannen, Ammern, Tangare und Zeisige. Die Viscachas, eine Nagetierart aus der Familie der Chinchillas, kann man in den felsige Bergregionen in Höhen von bis zu 5.000 Metern finden.
Nachfolgend eine kleine und zufällige Auswahl von Tieren, die wir im Altiplano fotografieren konnten. Nicht erwischt haben wir Weißhaar-Gürteltiere (Chaetophractus vellerosus), Pampasfüchse (Lycalopex gymnocercus) und Darwinnandus (Rhea pennata).
Braunrücken-Spottdrossel
(Mimus dorsalis)
Olivensafranfinke
(Sicalis olivascens)
Aschbrust-Ammertangare
(Geospizopsis plebejus)
Morgenammer
(Zonotrichia capensis)
Kapuzenammertangare
(Phrygilus atriceps)
Andenmöwe
(Chroicocephalus serranus)
Bergviscacha
(Lagidium viscacia)
Andenschopfente
(Lophonetta specularioides alticola)
Ohrflecktaube
(Zenaida auriculata chrysauchenia)
Schwarzzeisig
(Spinus atratus)
Braunmantel-Ammertangare
(Idiopsar dorsalis)
Bairdstrandläufer
(Calidris bairdii)
Wilsonwassertreter
(Phalaropus tricolor)
Graslandcanastero
(Asthenes modesta)
Andensporntyrann
(Lessonia oreas)
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