Der Nationalpark Tortuguero
Der Nationalpark Tortuguero liegt an der karibischen Küste in der Provinz Limón. Das gleichnamige Dorf liegt am Rand des Nationalparks. Hier leben etwa 1.300 Menschen, deren wesentliche Einnahmequelle der Tourismus ist. Es gibt keine Straßen und keine Autos. Erreichbar ist das Dorf nur per Boot oder per Flugzeug. Der Name stammt ab vom spanischen Wort „tortuga“ und bedeutet so viel wie "Platz, an den die Schildkröten kommen“. Der Strand ist der wichtigste Brutplatz der grünen Meeresschildkröte (Chelonia mydas). Auch die großen Lederschildkröten legen hier ihre Eier ab. Gegründet wurde Tortuguero in den 1930iger Jahren von einer kolumbianischen Familie. Sie lebten von den Meeresschildkröten und dem Anbau von Kokosnüssen. Etwa 10 Jahre später kamen die ersten amerikanischen Holzfällerfirmen und in der Folge zahlreiche Arbeiter, vorwiegend aus Nicaragua. Zudem wurden Tausende von Schildkröten für den Export nach USA und Europa abgeschlachtet. Die Wende begann in den 1950iger Jahren als der amerikanische Biologe Archie Carr nach Tortuguero kam um die Meeresschildkröten zu erforschen. Infolge seiner Bemühungen wurden 1959 die Sea Turtle Conservancy und 1975 der Nationalpark Tortuguero gegründet. Die Holzfällerfirmen und viele Beschäftigte wanderten ab, nur wenige Familien blieben zurück.
Für den Transport von Bananen wurden Ende der 1960iger Jahre rund um Limon viele Kanäle angelegt. Diese wurden später mit den natürlichen Wasserstraßen Tortugueros verbunden. Diese Strecke war bis 2000 die wichtigste Verbindung von und nach Tortuguero. Heute erfolgt die Versorgung und der Transfer der Besucher von La Pavona aus über den Río Suerte. Die etwa einstündige Bootsfahrt gibt bereits einen ersten interessanten Einblick in die Flora und Fauna Tortugueros. Krokodile, Affen und viele Vögel sind vom Boot aus gut zu erkennen, ab und zu sind auch Faultiere zu sehen.
Es gibt in Tortuguero keine Trockenzeit, es regnet das ganze Jahr. Februar bis April sowie September und Oktober sind die Monate mit dem wenigsten Niederschlag.
Das Wasser bietet nicht nur ...
... eine faszinierende Kulisse, sondern ...
... ist zudem die Lebensgrundlage ...
Vier verschiedene Meeresschildkröten kommen zur Eiablage nach Tortuguero. Die mit 2 bis 2,5 Metern größte lebende Schildkröte ist die Lederschildkröte (Dermochelys coriacea). Sie kommt zwischen März und Juni. Die echte Karettschildkröte (Eretmochelys imbricata) kommt zwischen April bis Oktober, die unechte Karettschildkröte (Caretta caretta) zwischen April und Mai. Die grüne Meeresschildkröte (Chelonia mydas) kommen zwischen Juni und Oktober. Alle vier Arten sind gefährdet. Die Lederschildkröte und die unechte Karettschildkröte sind als "vulnerable (gefährdet)" eingestuft, die grüne Meeresschildkröte als "Endangered (Stark gefährdet)" und die echte Karettschildkröte als "Critically Endangered (vom Aussterben bedroht)". Die Sea Turtle Conservancy forscht seit ihrer Gründung an den Meeresschildkröten. Die Eiablage wird überwacht, die Ablageort werden kartiert und beschützt, die Schlupfrate ermittelt und DNS-Proben entnommen. Seit 2000 werden jährlich einige wenige Schildkröten mit Sendern versehen, die etwa ein Jahr Signale senden. Die aktuellen Aufenthaltsorte können unter www.cccturtle.org verfolgt werden.
Nest der Lederschildkröte (Dermochelys coriacea)
am Morgen nach der Eiablage
Nest der grünen Meeresschildkröte nach dem Schlüpfen der Jungtiere
Eine soeben geschlüpfte grüne Meeresschildkröte
(Chelonia mydas) auf dem Weg zum Meer
Am frühen Morgen sitzen die Truthahngeier in den Bäumen und trocknen ihre Flügel. Sie erreichen eine Körpergröße von knapp 80 Zentimetern und eine Flügelspannweite von 1,80 bis 2 Meter. Sie ernähren sich überwiegend von Aas, das sie mit ihrem gut entwickelten Geruchssinn aufspüren können. Häufig sind sie als erste bei frischen Kadavern, werden aber von Rabengeiern verdrängt. Später kehren sie zurück, um die Reste aufzufressen. Einen Urutau-Tagschläfer (Nyctibius griseus panamensis) zu sehen, ist schon eine besondere Freude, auch wenn das Foto recht bescheiden ist. Es saß auf einem Ast in etwa 5-6 Meter Höhe und war vom Boot aus nur sehr schwer zu erkennen.
Urutau-Tagschläfer
(Nyctibius griseus panamensis)
Truthahngeier
(Cathartes aura aura)
Truthahngeier
(Cathartes aura aura)
Von den vier in Costa Rica vorkommenden Affenarten (Brüllaffen, Klammeraffen, Totenkopfaffen und Panama-Kapuzineraffe sind drei im Nationalpark Tortuguero zu sehen bzw. zu hören. Letzteres bezieht sich in erster Linie auf die Brüllaffen, die auf eine Entfernung von bis zu 5 Kilometern zu hören sind. Abgesehen von ihrer Lautstärke sind sie für ihre eher ruhige und behäbige Lebensweise bekannt. Die Klammeraffen sind gute und schnelle Kletterer, die sich meist in den Baumkronen aufhalten. Die Weißschulterkapuziner gelten als sehr intelligente und geschickte Tiere. Ihnen wird zum Beispiel der Gebrauch von Werkzeugen nachgesagt.
Panama-Kapuzineraffe
(Cebus imitator)
Geoffroy-Klammeraffe
(Ateles geoffroyi)
Mantelbrüllaffe
(Alouatta palliata)
Ein persönliches Highlight in Tortuguero war die Begegnung mit einem weiblichen Braunkehl-Faultier mit ihrem Jungtier. Die Faultiere sind Einzelgänger und halten sich bevorzugt in den Baumkronen auf, gerne in einer Höhe von 14-16 Metern. Dort verbringen sie die meiste Zeit mit Schlafen. Sie erreichen eine Gesamtlänge von bis zu 80cm und ein Gewicht von bis zu 5.5 kg. Männchen haben auf dem Rücken einen orangefarbener Fleck mit einem vertikalen dunklen Streifen. Dieser dunkle Streifen ist auch beim Jungtier zu sehen, es ist also ein männliches Jungtier.
Die Vielfalt der Pflanzen- und Tierwelt ist faszinierend. Hier leben ca. 400 Vorgelarten, das ist in etwa Hälfte aller in Costa Rica vorkommenden Arten. Dazu kommen zahlreiche Reptilien (Leguanartige, Schlangen, Kaimane, Krokodile, Schildkröten), Säugetiere (Affen, Jaguare, Pumas, Opossums, Fledermäuse), Amphibien und Gliedertiere.
Kammspinne
(Cupiennius coccineus)
Spinne aus der Ordnung der Weberknechte (Opiliones)
Radnetzspinne
vermutlich (Argiope savignyi)
Radnetzspinne
(Micrathena sagittata)
Stachelspinne
(Gasteracantha cancriformis)
Seidenspinne
(Nephila clavipes)
Junger Krabbenreiher
(Nyctanassa violacea)
Nacktkehlreiher
(Tigrisoma mexicanum)
Junger Nacktkehlreiher
(Tigrisoma mexicanum)
Amerikanischer Schlangenhalsvogel
(Anhinga anhinga)
Cayenneralle
(Aramides cajaneus cajaneus)
Breitflügelbussard
(Buteo platypterus platypterus)
Goldkehltukan
(Ramphastos ambiguus)
Halsbandarassari
(Pteroglossus torquatus torquatus)
Montezumastirnvogel
(Psarocolius montezuma)
Schläfenfleckspecht
(Melanerpes pucherani)
Schwarzkehltrogon
(Trogon rufus tenellus)
Trauertyrann
(Tyrannus melancholicus satrapa)
Gilbdrossel
(Turdus grayi casius)
männliche Dohlengrackel
(Quiscalus mexicanus peruvianus)
weibliche Dohlengrackel
(Quiscalus mexicanus peruvianus)
Spitzkrokodil
(Crocodylus acutus)
Nördlicher Krokodilkaiman
(Caiman crocodilus fuscus)
Bauchstreifen-Erdschildkröte
(Rhinoclemmys funerea)
Stirnlappenbasilisk
(Basiliscus plumifrons)
Grüner Leguan
(Iguana iguana)
Heuschrecke
(Taeniopoda reticulata)
Königs-Schwalbenschwanz
(Papilio thoas)
Königs-Bananenfalter
(Caligo memnon)
Kleiner Kurier
(Heliconius erato)
Dreifarbenreiher
(Egretta tricolor ruficollis)
Fischertukane
(Ramphastos sulfuratus brevicarinatus)
Zentralamerikanische Ameive
(Holcosus festivus occidentalis)
Papierwespen
(Polistes major)
Libelle
(Uracis fastigiata)
Junger Streifenbasilisk
(Basiliscus vittatus)