Kapitel 6 - Die Ernährung
Das Thema Ernährung hat nicht unmittelbar mit dem Terrarienbau zu tun. Insofern passt das Kapitel an dieser Stelle nicht. Andererseits ist die richtige Ernährung eine der zentralen Faktoren bei der Haltung exotischer Tiere. Die originären Nahrungsmittel stehen im Terrarium nicht zur Verfügung und müssen durch adäquate Alternativen ersetzt werden. Speziell in den Wintermonaten, wenn der eigene Garten oder die nahegelegene Wiese ihr Nahrungsangebot drastisch reduziert haben, gilt es, den Tieren einen attraktiven und gesunden Speiseplan zu bieten. Grund genug, unsere Erfahrungen hier zu platzieren, ob's nun passt oder nicht.
Grüne Leguane sind im Terrarium auf das Nahrungsangebot angewiesen, das Ihnen Ihr Pfleger bereitstellt. Es liegt also in unserer Verantwortung, die natürlichen Ernährungsgewohnheiten der Leguane zu verstehen und ihnen einen ausgewogenen und gesunden Speiseplan zu bieten.
In freier Natur setzt sich die Nahrung fast nur aus Blättern, Blüten und Früchten zusammen. Blätter besitzen einen geringen Protein- und Fettanteil und machen den mit Abstand größten Bestandteil der Nahrung aus. Der Anteil an Früchten ist verhältnismäßig gering.
Blätter werden von Ästen abgerissen und im Ganzen verschlungen. Die Nahrung wird nicht gekaut, dazu fehlen die Mahlzähne. Vorsicht also wenn Fruchtstücke verfüttert werden. Sind sie Stücke zu groß, kann es beim Verschlucken zu Problemen führen, zudem wird der Verdauung Schwerstarbeit zugemutet. Das gilt insbesondere für "harte" Nahrungsbestandteile wie z. B. Möhren, die bei uns grundsätzlich nicht gestückelt, sondern ausschließlich in geriebener Form verfüttert werden.
Straucheibisch
(Hibiscus syriacus)
Straucheibisch
(Hibiscus syriacus)
Gemeine Nachtkerze
(Oenothera biennis)
Einblick in den sommerlichen Futternapf: Aus dem eigenen Garten stammen u.a. Hibiskus (Blüten und Blätter), Nachtkerze, Löwenzahn, Gänseblümchen, Giersch, Rosenblätter, Rosenblüten und die Blätter wilder Erdbeeren. Im Sommer bauen wir Salate selbst an. In den Wintermonaten werden die Salate gekauft und das Futter durch Möhren (gerieben), Apfel, Kiwi, Weintraube, Gurke und Zucchini (jeweils gewürfelt) ergänzt. Täglich werden bis zu 5 Futternäpfe serviert. Das entspricht in etwa der Menge von 3 bis 4 Kopfsalaten.
Zwei Futternäpfe finden auf den Baumscheiben Platz, die wir in das Klettergerüst integriert haben, die übrigen werden am Boden platziert. Jeder Leguan hat inzwischen seine Lieblingsstelle gefunden. Einige fressen lieber "oben", andere lieber "unten". Es kommt allerdings auch auf die Zusammensetzung der Futterschale an. Wir beobachten häufig, dass die Tiere zunächst auf Wanderschaft gehen um ihre bevorzugte Lieblingsspeise, zum Beispiel die Hibiskusblüte aus den verschiedenen Futternäpfen zu nehmen.
Bewährt hat sich die Anreicherung des Grünfutters mit Vitaminen und Mineralstoffen. Hier einige Grundregeln:
- In der Nahrung soll mehr Kalzium als Phosphor enthalten sein. In der Literatur wird ein Verhältnis von etwa 1,8:1 bis 2:1 empfohlen [vgl. Michael Schardt, Frank Mutschmann, Heiko Werning: Grüne Leguane, Natur- und Tier-Verlag 2009, Seite 206]. Kalzium ist u.a. wichtig für einen gesunden Knochenbau und die Infektionsabwehr. Ein Phosphorüberschuss bewirkt, dass den Knochen Kalzium entzogen wird.
- Um Kalzium aus der Nahrung zu entnehmen, wird das Vitamin D3 benötigt. Dies wird über Grünpflanzen zugeführt, muss aber in ein biologisch aktives Vitamin umgewandelt werden. Aus diesem Grund ist eine ausreichende UV-B-Bestrahlung erforderlich. Ernährung und Beleuchtung arbeiten eng zusammen.
- Das Zufüttern von D3-Präparaten wird nicht empfohlen, wenn überhaupt, dann nur unter ärztlicher Kontrolle. Eine Überdosierung (Hypervitaminose) kann verheerende Folgen haben, z. B. eine Schädigung der inneren Organe (durch Kalkablagerungen) oder Abbau der Knochensubstanz (Osteoporose).
Die nachfolgende Tabelle zeigt die wichtigsten nachgewiesenen Futterpflanzen in freier Wildbahn (nach BAEHR, 2003) in Anlehnung an Michael Schardt, Frank Mutschmann, Heiko Werning: Grüne Leguane, Natur- und Tier-Verlag 2009, Seite 89.
Familie | Name |
---|---|
Anacardiaceae (Sumachgewächse) | Spondia mombin (Gelbe Mombinpflaume) |
Annonaceae (Annonengewächse) | Annona acuminata |
Bignoniaceae (Trompetenbaumgewächse) | Amphilophium paniculatum |
Bignoniaceae (Trompetenbaumgewächse) | Ceratophytum tetragonolobum |
Bignoniaceae (Trompetenbaumgewächse) | Tecoma stans (Gelbe Trompetenpflanze) |
Bombacaceae (Trompetenbaumgewächse) | Ceiba pentandra (Kapokbaum) |
Burseraceae (Balsambaumgewächse) | Bursera simaruba (Amerikanischer Balsam) |
Capparidaceae (Kaperngewächse) | Capparis frondosa |
Convolvulaceae (Windengewächse) | Merremia quinquefolia |
Convolvulaceae (Windengewächse) | Merremia umbellata |
Convolvulaceae (Windengewächse) | Operculina pteripes |
Convolvulaceae (Windengewächse) | Stictocardia tiliifolia |
Cucurbitaceae (Kürbisgewächse) | Citrullus sp. |
Cucurbitaceae (Kürbisgewächse) | Cucumis sp. |
Cucurbitaceae (Kürbisgewächse) | Momordica charantia (Bittermelone) |
Cyperaceae (Sauergrasgewächse) | Cyperus sp. (Zypergräser) |
Fabaceae (Hülsenfrüchtler) | Centrosema plumieri |
Fabaceae (Hülsenfrüchtler) | Lonchocarpus pentaphyllus |
Fabaceae (Hülsenfrüchtler) | Pithecellobium oblongum |
Melastomataceae (Schwarzmundgewächse) | Miconia argentea |
Nyctaginaceae (Wunderblumengewächse) | Pisonia aculeata |
Olacaceae (Olaxgewächse) | Ximenia americana (Hakenkirsche) |
Rhamnaceae (Kreuzdorngewächse) | Gouania lupuloides |
Rubiaceae (Rötegewächse) | Coutarea hexandra |
Sapotaceae (Sapotengewächse) | Pouteria sp. (Große Sapote) |
Sapindaceae (Seifenbaumgewächse) | Cardiospermum grandiflorum (Großblütige Ballonblume) |
Urticaceae (Brennnesselgewächse) | Laportea aestuans |
Urticaceae (Brennnesselgewächse) | Cercopia peltata |
Vitaceae (Weinrebengewächse) | Cissus sicyoides |