Kapitel 3 - Das Terrarium
Nach Fertigstellung der Futterküche konnten nun endlich die Arbeiten am Herzstück der Anlage gestartet werden. Große Sorgen machte uns die Gestaltung der Terrarienwände. Kacheln mögen pflegeleicht sein und die Wände vor Feuchtigkeit schützen, sind optisch aber eine Katastrophe. Seit unserem Besuch in Mexiko sind wir begeistert von den Wäldern, den frei lebenden Leguanen und den faszinierenden Maya-Tempeln. Insofern wäre es schön, wenn es gelingt, wenigsten einen Hauch dieser wundervollen Atmosphäre zu schaffen. Es entstand die Idee, zwei Säulen zu gestalten und diese von Kletterpflanzen überwuchern zu lassen. Dazu wurden Hartschaumplatten in der Länge eingeschnitten und zu einer gleichmäßigen Halbsäule gerundet. Die rechteckigen Sockel wurden aus Reststücken zusammengesetzt und verklebt. Anschließend wurden die Rohlinge mit einer wasserdichten Fugenmasse verputzt. Die leicht graue Färbung der Fugenmasse gefiel uns so gut, dass wir auf weitere farbliche Anpassungen verzichteten.
Trotz dieses optischen Highlights blieb die Frage nach der Wandverkleidung weiterhin offen. Was ist pflegeleicht und sieht dennoch halbwegs vernünftig aus? Tapete! Tapete in einem Terrarium? Unser Vorhaben als solches war für einige Zeitgenossen schon an der Grenze des Vorstellbaren. Mit der Idee, ein Terrarium mit Tapete auszukleiden, schien die letzte Toleranzgrenze erreicht. "Die fällt Euch spätestens nach 3 Tagen wieder runter", so die einhellige Meinung der Experten.
Was gibt es schöneres als es den Experten mal so richtig zu zeigen? Natürlich ist später eine relativ hohe Luftfeuchtigkeit angesagt, das bedeutet aber nicht, dass alle Wände zwangsläufig nass sein werden und sich der Raum in eine Tropfsteinhöhle verwandelt. Auch in unserer Küche herrscht beim Kochen gerne hohe Luftfeuchtigkeit und dennoch ist noch keine Tapete heruntergefallen und kein Schimmel aufgetreten. Warum also soll das im Terrarium nicht funktionieren? Sicherlich werden wir die Luftfeuchtigkeit und die Belüftung permanent beobachten müssen, denn ganz unbegründet ist die Sorge der Experten natürlich nicht.
Für drei Wände haben wir eine Fliestapete in einem hellen braunen, beinahe sandfarbenen Ton gewählt. Das passt optisch hervorragend. Die vierte Wand wurde mit einer Fototapete gestaltet. Wir hoffen, dass sich das Motiv später gut mit den echten Pflanzen verbinden lässt. Die Fototapete gibt dem Raum etwas mehr Tiefenwirkung. Alle Tapeten wurden mit einem Schmutz- und wasserabweisenden Schutzanstrich versehen. Ob's hilft?
Der Boden (inkl. Sockel) wurde mit einer Teichfolie ausgekleidet und die alte braune Holzdecke mit weißen Kunststoffplatten überzogen. Dadurch ist die hässliche alte Decke verschwunden, der Raum wirkt deutlich heller und nicht mehr so drückend wie vorher. Glanzstück des neuen Terrariums sind die beiden Säulen, die aus Hartschaumplatten angefertigt und mit einer wasserdichten Fugenmasse verputzt wurden.
Aufbau des Klettergerüsts ...
... ohne Schrauben oder Nägel
Baumscheiben als Liege- und Futterflächen
Gut ein Drittel des Terrariums nimmt das "Klettergerüst" ein. Hier wurden robuste Baumstämme fest ineinander verkeilt. Zwei Baumscheiben werden später das "Wohnzimmer" für die Leguane darstellen. Die Fensterbank wurde integriert. So können sich die Tiere am Fenster aufhalten und sich schon mal den Weg zum späteren Außengehege einprägen.
An den Wänden wurden Kletterhilfen für die Pflanzen angebracht. Viele Pflanzen hatten wir schon zu Beginn des Jahres besorgt und in großen Pflanzkübeln während des Sommers im Garten aufbewahrt. Bleibt zu hoffen, dass sie den Umzug ins Terrarium gut überstehen. Zusätzlich wurden viele Ableger unterschiedlicher Pflanzen eingesetzt um zu beobachten, welche Arten mit den Bedingungen am besten zurechtkommen. Auch rund um den Teich wurden Pflanzkübel platziert. Das dient zur Abstützung des Teiches. Später wurden die Zwischenräume teilweise mit Erde gefüllt. Auf diese Weise entstanden kleinere und mittlere Höhlen, die sicherlich gerne von den Tieren genutzt werden. Etwa 3 Kubikmeter Mutterboden waren nötig um den Raum in einer Höhe von 15 cm aufzufüllen. Zusätzlich wurden künstliche Hügel angelegt, so zum Beispiel der Anstieg zum Teich.
Viel Spaß im Baumarkt - Die wahnwitzige Geschichte des B120
Der Bau eines Terrariums kann mit unglaublich viel Spaß verbunden sein. Das wirkt besonders nachhaltig, wenn man überhaupt nicht damit rechnet. Man geht völlig ahnungslos in den Baumarkt seines Vertrauens mit den Worten: "Ich benötige einen Teich für meinen Keller". Der aufmerksame Verkäufer lächelt: "Wissen Sie was? Sie sagten gerade Keller anstatt Garten!". An dieser Stelle empfiehlt es sich, zunächst ganz tief durchzuatmen um nach einer kleinen Bedenkzeit ruhig und besonnen mit der Wiederholung des Kaufwunschs fortzusetzen. Dabei sollte unbedingt auf eine präzise Satzstellung geachtet werden. Verschachtelte Sätze sind ab sofort zu vermeiden. Subjekt, Prädikat, Objekt - so wie wir es früher gelernt haben: "Ich benötige einen Teich" - Pause - "Der Teich kommt in den Keller" - Pause - "Im Teich baden die Leguane" - Pause - Dieser letzte Satz war ein verhängnisvoller Fehler. Hat der Gegenüber den grundsätzlichen Wunsch nach der Anschaffung des Teichs noch verstanden, sprengt das Motiv für den Kauf die Grenzen des Vorstellbaren.
Es bedarf nun eines ausgeprägten Einfühlungsvermögens, um dem Gesprächspartner die eigentliche Problematik verständlich zu machen: Man könnte einen Teich individuell gestalten, z.B. mit Teichfolie. Das birgt aber Gefahren bezüglich der Dichtigkeit oder der möglichen Beschädigung durch die Tiere oder den Pfleger. Ein defekter Teich im Garten mag ärgerlich sein, ein undichter Teich im Keller kann hingegen katastrophale Folgen nach sich ziehen, insbesondere wenn die undichte Stelle nicht gleich bemerkt wird. Also ist die sichere Variante ein PE-Fertigteich. Gelernt haben wir dabei, dass man bei der Größe des Fertigteichs vorsichtig sein muss, genauer gesagt bei der Tiefe. Größere Teiche bieten ein mehr an Wassertiefe. Da sich der Teich im Keller aber nicht eingraben lässt, wie man das im Garten tun würde, steht er also auf dem Boden. Bei einer Deckenhöhe von ca. 220cm kann man jetzt erahnen, dass ein zu "tiefer" Teich in der Kellervariante zu einem zu "hohen" mutiert. Verstanden? Mein Verkäufer ist überglücklich, als er den B120 mit dem Gabelstapler aus dem Hochregal entnehmen durfte. Verbunden mit Worten des Dankes rutschte mir eine weitere Anforderung heraus: "Ich benötige noch eine Pumpe für die Reinigung des Wassers, da ein Leguan schon mal ins Wasser macht, Sie verstehen?" Jetzt lief mein Gesprächspartner zu absoluter Hochform auf. Er ist Dienstleister und ein Dienstleister bewahrt seinen Kunden vor unnötigen Ausgaben: "Das Geld können Sie sich sparen" frohlockte er mit breiter Brust. "Dieses Problem kenne ich und habe es schon gelöst! In meinen Gartenteich habe ich Goldfische und die kacken auch ins Wasser. Ich habe Schnecken eingesetzt und die fressen das weg! Da müssen Sie sich um nix kümmern, das geht ganz von selbst". Ich war baff! Es lag mir auf der Zunge zu fragen, ob er schon mal einen richtigen Leguanschiss gesehen habe und wie groß die Schnecken wohl sein müssen, um das wegzuknabbern. Aus Rücksicht auf unser labiles Gesundheitssystem und die Kosten einer therapeutischen Behandlung meines inzwischen lieb gewonnenen Verkäufers, habe ich die Frage unterdrückt, mich brav bedankt, ihm einen Kaffee spendiert und die passende Pumpe im Nachbarort gekauft.
Zuhause angekommen, stellte sich der B120 als äußert komfortabel heraus: hinstellen und fertig! Schnell wurde deutlich, dass dieses ungleich geformte Fertigprodukt noch weitere Vorteile zu bieten hat. An der Außenseite lassen sich wunderbare Höhlen und Unterschlupfe für die Tiere einrichten und die "Uferzone" im Inneren wird von den Tieren gerne zum Trinken genutzt. Falls sich kleinere Tiere im Terrarium befinden, können hier Kletterhilfen angebracht werden, um das Aussteigen aus dem Teich zu vereinfachen. Die kleine Teichpumpe reicht völlig aus, den kleinen Kreislauf anzutreiben. Das Wasser wird angesaugt, in einem Filter grob gereinigt, durch einen ca. 2 Meter langen Schlauch nach außen gepumpt und sprudelt von oben wieder herein. So entsteht sogar noch eine angenehme Geräuschkulisse. Anders als in einem Gartenteich, kommt vergleichsweise wenig Dreck ins Wasser. Selbst nach 3 Monaten ist das Wasser noch glasklar. Durch die Tiere wurde zwar etwas Bodengrund hineingetragen, aber das ist völlig unproblematisch. Die Schnecken mussten übrigens nicht eingesetzt werden. Bisher haben die Leguane die Nutzung als WC nur selten in Anspruch genommen. Sie kacken viel lieber in die Futterschale.
Das Schöne an Inhouse-Arbeiten ist die Unabhängigkeit vom Wetter. Es gab genau einen Tag, an dem wir auf gutes Wetter hofften: der Tag, an dem wir die Erde aus dem Nachbarort holten. Insgesamt waren 5 Fahrten mit PKW und Hänger notwendig; also 5-mal mit der Schippe den Hänger füllen, 5-mal den Hänger auf Schubkarre ausladen und unzählige Fahrten mit der Schubkarre durch den Garten zum Fenster und rein damit! Logisch, dass es sich an diesem Tag alle Wolken des blauen Planeten über unserem Haus versammelt haben und richtig abrockten! Es war eine unglaubliche Sauerei mit der Konsequenz, dass die Erde im Terrarium ordentlich nass war. Es dauerte beinahe zwei Wochen bis sich die Feuchtigkeit auf ein vernünftiges Maß reduzierte. In dieser Zeit hatten wir tatsächlich Angst um unsere Tapeten.
Als Hobby-Terrarianer steht man beim Thema Pflanzen vor der einen oder anderen Frage. Ist diese Pflanze giftig oder nicht? Falls ja, für wen? Für den Menschen? Für das Tier? Für welche Art genau? Sind nur die Blüten giftig? Oder die Früchte? Auch die Blätter? Darf die Pflanze aus dem Supermarkt stammen? Was ist, wenn die Pflanze beim "Hersteller" gedüngt wurde? Oder etwa chemisch behandelt? Werden wir uns mit der verwendeten Pflanz- und Aufzuchterde Milben, Pilze oder andere Schädlinge einfangen? Alternative Plastik? Was sagen die Experten?
Die Meinungen der Experten sind ebenso vielfältig und verwirrend wie zu anderen Themen, zum Beispiel zur Ernährung, zur Vergesellschaftung oder zur optimalen Terrariengestaltung. Während die einen die Lebensräume für ihre Lieblinge mit pedantischer Exaktheit nachbilden, dabei keine Mühen- und Kosten scheuen um Sand, Steine, Äste, Wurzeln und Pflanzen aus den Original-Schauplätze zu importieren, schwören die anderen auf die einfache und hygienische Haltung auf Zeitungspapier. Es ist wie immer: "Die einzig richtige Variante" gibt es nicht. Vertrauen wir also auf unsere bisherigen Erfahrungen und verlassen wir uns auch weiterhin auf unser Bauchgefühl.
Bepflanzung rund um das Klettergerüst
Bepflanzung rund um das Klettergerüst
Große Flamingoblume
(Anthurium andreanum)
Für uns stand von Beginn an fest, dass echte Pflanzen verwendet werden. Eigentlich stellte sich diese Frage nicht, da sich in unseren Terrarien ausschließlich echte Pflanzen befinden. Meist werden sie in Pflanzgefäße eingesetzt um sie zu stabilisieren, die Wurzeln zu schützen und ihnen mehr "Tiefgang" zu ermöglichen. In den klassischen Wüstenterrarien verwenden wir ausschließlich Sand als Bodensubstrat, ansonsten ein Gemisch aus Erde und Sand. Dieses wird angereichert mit ein paar Kellerasseln und ggf. mit Regenwürmern. Ziel ist dabei, einen kleinen natürlichen Kreislauf zu simulieren - soweit dies in einem Terrarium überhaupt möglich ist.
Diese durchweg positiven Erfahrungen mit kleineren Terrarien haben wir auf die neue Anlage übertragen. Natürlich war uns klar, dass wir keinen Regenwald simulieren können, auch wenn wir gerne davon sprechen. Weder die finanziellen Mittel, noch die örtlichen Gegebenheiten lassen das zu. Wir befinden uns nun mal in einem Kellerraum, der eigentlich zu dunkel und auch zu niedrig ist. Außerdem müssen wir uns bewusst sein, dass die Luftfeuchtigkeit zwar ordentlich angehoben wird, in einem gewöhnlichen Wohnhaus aber ihre Grenzen haben muss.
Die Kannenpflanze (Nepenthes) ist eine fleischfressende tropische Pflanze. Die Kannen produzieren einen Lockstoff um Beutetiere anzulocken. Fällt ein Beutetier (z.B. ein Insekt) in eine dieser Fallgruben, gibt es kaum ein Entkommen. Die sehr saure Verdauungsflüssigkeit zersetzt die Beute meist innerhalb von 2 Tagen. Die Kannendeckel sorgen dafür, dass nicht zu viel Regenwasser eindringt und die Verdauungsflüssigkeit verdünnt.
Schon zu Beginn der Baumaßnahmen beschäftigten wir uns mit diversen Ideen bezüglich der Bepflanzung. Zahlreiche Samenkörner und Ableger wurde eingesetzt im während der Sommermonate aufgezogen. Sobald die Gärtnereien und Gartencenter günstige Pflanzen anboten, waren wir da um zu sehen, was für unser Vorhaben von Interesse sein könnte. Freunde und Bekannte brachten ihre ausrangierten Zimmerpflanzen, was sich in einigen Fällen als Glücksgriff erweisen sollte. Diese zum Teil zu groß oder zu "hässlich" gewordenen Pflanzen können bei uns "nicht groß genug" werden. Das jetzt deutlich wärmere und feuchtere Klima verhalf zudem den hässlichen zu ungeahnter Pracht. Nicht immer, aber häufig.
Anfangs werden die Wände des Terrariums kahl und unansehnlich sein. Also werden Pflanzen benötigt, die die Wände und die angebrachten Kletterhilfen möglichst zügig bedecken und dennoch robust sind. Das aus Baumstämmen gefertigte Klettergerüst für die Leguane soll langfristig von kräftigen Pflanzen eingehüllt werden. So soll zumindest optisch der Eindruck einer Baumkrone entstehen. Auch die Ränder des Teiches sollen begrünt werden. Die zurzeit noch sichtbaren Blumenkübel, die u.a. auch als Stütze für den Teich dienen, sollen möglichst schnell verdeckt werden.
Efeutute (Epipremnum pinnatum) und der Baumfreund (Philodendron erubescens) gelten als robuste und pflegeleichte Kletterpflanze. Das aus Mexiko stammende Fensterblatt (Monstera deliciosa) ist ebenfalls ein robuster Kletterstrauch und für das Klima im Terrarium hervorragend geeignet. Auch der Baumfreund (Philodendron erubescens) gilt als guter Kletterer.
Aktuell wirkt die Bepflanzung noch recht dürftig. Die neue Lebensgemeinschaft aus Tieren und Pflanzen muss sich erst noch finden. Dazu benötigt es noch einige Monate Zeit. Das Klima und die Lichtverhältnisse sind nicht überall konstant. Das ist auch so gewollt. Wir müssen nun prüfen, ob wir die richtigen Pflanzen gewählt und ihnen auch einen günstigen Standort zugewiesen haben. Noch ist es für ein Fazit zu früh, aber einige Ergebnisse können bereits jetzt festhalten werden:
- Der Mutterboden wurde mit Grassamen eingestreut. Das Gras wuchs sehr schnell und wirkte wie ein grüner Teppich. Das sah richtig klasse aus. Innerhalb weniger Tage war der Zauber allerdings vorbei. Auch ein weiteres Säen blieb erfolglos. Inzwischen ist kein einziger Grashalm mehr zu sehen. Schade.
- Im Sommer zogen wir im Garten zwei afrikanische Kalebassen. Beide, inzwischen auf über 2 Meter angewachsen, haben den Umzug ins Terrarium nicht überlebt. Schon nach wenigen Tagen zeigte sich ein schimmelähnlicher Belag auf den Blättern und die Pflanzen gingen ein. Vermutlich waren der drastische Wechsel in die neue Umgebung und das fehlende natürliche Sonnenlicht ausschlaggebend.