Nephrozoa (Nierentiere)

Die Systematik der Nierentiere (Nephrozoa) [JONDELIUS, RUIZ-TRILLO, BAGUÑÀ & RIUTORT, 2002]

In dieser Gruppe sind alle Tiere zusammengefasst, die Nieren als Ausscheidungsorgane besitzen. Sie werden strukturiert in die beiden Stammgruppen Urmünder und Neumünder.

Im neunzehnten Jahrhundert wurden erstmals die embryonale Entwicklungsstadien unter dem Mikroskop genau beobachtet und beschrieben. Dabei wurde festgestellt, dass die Anlage des Verdauungstraktes bei dreikeimblättrigen Tieren auf zwei unterschiedliche Weisen erfolgt:

  • einmal wird der Urmund zum späteren Mund, der zukünftige Darmtrakt durchwächst den Embryo und der After bricht abschließend durch.
  • ein anderes Mal wird der Urmund zum späteren After, der zukünftige Darmtrakt durchwächst den Embryo und der Mund bricht abschließend durch.

Demzufolge stammten alle heute lebenden dreikeimblättrigen Tiere entweder von einem Vorfahren ab, dessen embryonaler Urmund zum späteren Mund wurde (=Urmünder) oder aber sie stammten von einem Vorfahren ab, dessen embryonaler Urmund zum späteren After wurde (=Neumünder).



Protostomia (Urmünder) [GROBBEN, 1908]

In der Embryonalentwicklung wird der Urmund (Blastoporus) zum endgültigen Mund und der Durchbruch zum After. Das zentrale Nervensystem liegt ventral (bauchseitig).

  • Ecdysozoa [AGUINALDO, TURBEVILLE, LINFORD, RIVERA, GAREY, RAFF & LAKE, 1997]
    Die Ecdysozoa („Häutungstiere“; von ecdysis, „Häutung“ und zóon, „Tier“) unterliegen einer hormonell gesteuerten Häutung. Da sich die Außenhülle der Tiere während des Wachstums nicht kontinuierlich anpassen kann, muss die alte Hülle in bestimmten Zeitabständen abgestoßen werden. Darunter hat sich bereits die neue und größere Hülle entwickelt. Die Haut ist aus organischem Material aufgebaut. Die Mehrheit der Häutungstiere kennt getrennte Geschlechter.

    • Cycloneuralia [AHLRICHS, 1995]
      Cycloneuralia fasst fünf Stämme wurmartiger, wirbelloser Häutungstiere zusammen:

      • Kinorhyncha (Hakenrüssler) [REINHARD, 1881]
        Die wurmförmigen Tiere sind max. 1 mm groß. Der Körper besteht aus drei Teilen: Kopf, Hals und dem in elf Ringsegmente gegliederte Rumpf. Der deutsche Name stammt von den 50 bis 90 Haken oder Stacheln, die am Kopf in mehreren konzentrischen Ringen angeordnet sind. 140 Arten sind wissenschaftlich beschrieben. Es wird angenommen, dass sich in der Tiefsee weitere heute noch unbekannte Arten befinden.

      • Loricifera (Korsetttierchen) [KRISTENSEN, 1983]
        Korsetttierchen erreichen eine Größe von bis zu ca. 0,5 mm und besitzen bis zu 10.000 Zellen. Sie heften sich an kleine Partikel wie zum Beispiel Sandkörner und lassen sich nur schwer von diesen isolieren. Das Abtrennen endet für die Tiere meist tödlich, daher konnten bisher keine umfangreichen Untersuchungen durchgeführt werden. Sie halten sich meist am Meeresboden in 300 bis 400 Metern auf, wurden aber auch in der Tiefsee nachgewiesen. Bislang sind rund 100 Arten bekannt, von denen bisher aber nur wenige wissenschaftlich beschrieben sind.

      • Nematoda (Fadenwürmer) [RUDOLPHI, 1808]
        Fadenwürmer sind weit verbreitet, im Meer, im Süßwasser und in terrestrischen Biotopen. Eine große Anzahl parasitischer Arten hält sich auf in Pflanzen, Tieren und auch im Menschen. Die meisten frei lebenden Nematoden sind mikroskopisch klein. Parasiten, wie der Pferdespulwurm können dagegen mehrere Meter lang werden. Die Nahrung reicht bei frei lebenden Arten von Bakterien, Algen, Pilzen, Aas und Fäkalien bis zu räuberisch erbeuteten Tieren. Eine der häufigsten Ursachen für die Infektion mit Fadenwürmern ist die Aufnahme von rohem Fleisch in dem sich Larven (z.B. Trichinen) befinden. Es sind mehr als 20.000 Arten bekannt.

      • Nematomorpha (Saitenwürmer) [VEJDOVSKY, 1886]
        Der wissenschaftliche Name leitet sich ab aus den griechischen Wörtern nematos (Faden) und morphe (Gestalt). Ihr Körperbau ist schmal und lang. Die durchschnittliche Länge beträgt 5 bis 10 cm, einige Arten werden bis zu 2 Meter lang. Mit ca. drei Millimetern sind sie extrem dünn. Als Larve gelangen die Saitenwürmer in ihre Wirte. Kurz vor Abschluss ihrer Entwicklung wird der Wirt genötigt, Wasser aufzusuchen. Dieser Prozess wird durch hormonelle Einflüsse oder Wasserentzug beeinflusst. Im Wasser verlassen die nun adulten Tiere ihre Wirte um einen Partner zu finden. Viele Wirte sterben nachdem die Würmer ihren Körper verlassen haben. Mehr als 320 Arten sind beschrieben.

      • Priapulida (Priapswürmer) [DELAGE & HÉRUARD, 1897]
        Priapswürmer leben im oder auf dem Meeresboden in einer sauerstoffarmen Umgebung. Sie graben sich in Sedimente ein. Die Mundöffnung liegt dabei auf der Sedimentoberfläche. Größere Priapswürmer ernähren sich von wirbellosen Tieren oder von anderen Priapswürmern. Die kleineren Arten haben sich auf organische Abfallstoffe spezialisiert. Der Name stammt vom griechischen Gott der Manneskraft Priapos. Das Aussehen der Priapswürmer erinnert an das männliche Geschlechtsorgan. In der Systema Naturae wurden sie erstmals unter der Bezeichnung Priapus humanus (Menschlicher Penis) erwähnt.

    • Panarthropoda [NIELSEN, 1995]
      Panarthropoda fasst die Stämme der Häutungstiere zusammen, die Beine mit krallenbesetzten Füßen und einen segmentierten Körper besitzen.

      • Arthropoda (Gliederfüßer) [LATREILLE, 1829]
        Rund 80 Prozent aller bekannten rezenten Tierarten gehören zu den Gliederfüßern. Sie verteilen sich auf beinahe eine Million Insektenarten, ca. 16.000 Tausendfüßer, ca. 100.000 Spinnentiere und mehr als 50.000 Krebstiere. Im Unterschied zu den Wirbeltieren besitzen alle Gliederfüßer kein Endoskelett (Innenskelett), sondern primär ein stabilisierendes Exoskelett (Außenskelett).

        • Chelicerata (Kieferklauenträger) [HEYMONS, 1901]
          Kieferklauenträger haben keine Antennen. Stattdessen besitzen sie Kieferklauen (Cheliceren), die am ersten Kopfsegment entspringen. Das sind zu einem Mundwerkzeug umgewandelte Extremitäten, die vor der Mundöffnung liegen. Zu den Kieferklauenträgern zählen rund 100.000 bekannte Arten:
          • Pycnogonida (Asselspinnen) [LATREILLE, 1810]
          • Xiphosura (Schwertschwänze) [LATREILLE, 1802] mit den Pfeilschwanzkrebsen als einzige rezente Familie bilder
          • Arachnida (Spinnentiere) [LAMARCK, 1801]
            • Acari (Milben) [LEACH, 1817] bilder
            • Amblypygi (Geißelspinnen) [THORELL, 1883] bilder
            • Araneae (Webspinnen) [CLERCK, 1757] bilder
            • Opiliones (Weberknechte) [SUNDEVALL, 1833] bilder
            • Palpigradi (Palpenläufer) [THORELL, 1888]
            • Ricinulei (Kapuzenspinnen) [THORELL, 1876]
            • Scorpiones (Skorpione) [KOCH, 1837] bilder
            • Solifugae (Walzenspinnen) [SUNDEVALL, 1833]
            • Uropygi (Geißelskorpione) [THORELL, 1883]

        • Crustacea (Krebstiere) [BRÜNNICH, 1772] bilder
          Die mehr als 50.000 Arten zeichnen sich aus durch eine enorme Formenvielfalt, als Folge ihrer Anpassung an verschiedene Lebensräume und Lebensweisen.
          • Klasse Branchiopoda (Kiemenfußkrebse) [LATREILLE, 1817]
          • Klasse Cephalocarida (Hufeisengarnelen) [SANDERS, 1955]
          • Klasse Malacostraca (Höhere Krebse) [LATREILLE, 1802]
          • Klasse Maxillopoda [DAHL, 1956], u.a. mit Fischläusen, Ruderfußkrebsen und Zungenwürmern
          • Klasse Ostracoda (Muschelkrebse) [LATREILLE, 1802]
          • Klasse Remipedia [YAGER, 1981]
            Die erst in den 1980er Jahren entdeckten Remipedia sind farblose und augenlose Höhlentiere mit einer Körperlänge von 9 bis 45 Millimetern. Ihr Körper ist in einen Kopf und einen Rumpf gegliedert, wobei der Kopf mit dem ersten Rumpfsegment verschmolzen ist. Die Tiere leben räuberisch und fangen mit ihren Mundwerkzeugen kleinere Krebse.

        • Hexapoda (Sechsfüßer) [BLAINVILLE, 1816]
          Namensgebend für diese Gruppe sind die sechs Laufbeine. Weitere gemeinsame Merkmale sind: ein Paar Antennen und drei Paar Mundwerkzeuge am Kopf, der aus 11 Segmenten bestehende Hinterleib und der aus drei Segmenten bestehende Thorax. Jedes dieser drei Segmente trägt jeweils ein Laufbeinpaar. Bei den Fluginsekten (Pterygota) tragen die beiden letzten Brustsegmente die Flügel. Unterschieden werden die beiden Gruppen Sackkiefer und der Insekten.

          • Entognatha (Sackkiefler) [STUMMER-TRAUNFELS, 1891]
            Die Entognatha sind eine Gruppe flügelloser Gliederfüßer. Ihre Mundwerkzeuge sind entognath, d. h. sie sind in der Kopfkapsel eingezogen und somit von außen unsichtbar. Die Gruppe besteht aus Beintastlern, Doppelschwänzen und Springschwänzen. Die Position der Doppelschwänze ist umstritten. Eine alternative Hypothese ordnet sie als ersten Abzweig zu den Insekten und grenzt die übrigen Insekten mit dem Taxon Freikiefler (Ectognatha) ab. Deren Mundwerkzeuge sind von außen sichtbar und die Mandibeln und Maxillen arbeiten frei an der Unterseite des Kopfes.
            • Klasse Collembola (Springschwänze) [LUBBOCK, 1870]
            • Klasse Diplura (Doppelschwänze) [BÖRNER, 1904]
            • Klasse Protura (Beintastler) [SILVESTRI, 1907]

          • Insecta (Insekten) [LINNAEUS, 1758]
            Mit ca. einer Million Arten sind die Insekten die artenreichste Gruppe der beschriebenen Tiere. Das sind mehr als 60 Prozent aller bisher beschriebenen Tierarten. Der Name stammt vom lateinischen Wort insectum ab und bedeutet "eingeschnitten". In der deutschen Sprache ist zudem die Bezeichnung Kerbtier bekannt. Diese Bezeichnungen beziehen sich auf die stark voneinander abgesetzten Körperteile Kopf (mit Augen, Antennen und Mundwerkzeugen), Thorax (drei Segmente mit 6 Laufbeinen) und das Abdomen.
            • Unterklasse Archaeognatha (Felsenspringer) [BÖRNER, 1904]
            • Unterklasse Zygentoma (Fischchen) [BÖRNER, 1904]
            • Unterklasse Pterygota (Fluginsekten) [GEGENBAUR, 1878]
              Fluginsekten fasst die Insekten zusammen, die mit Flügeln ausgestattet sind oder diese im Laufe der Evolution wieder verloren haben. Das trifft auf nahezu alle Insekten zu, außer auf Felsenspringer und Fischchen.
              • Ordnung Ephemeroptera (Eintagsfliegen) [HYATT & ARMS, 1890]
              • Ordnung Odonata (Libellen) [FABRICIUS, 1793]bilder
              • Überordnung Neoptera (Neuflügler) [MARTYNOV, 1923]
                Die Neuflügler können ihre Flügel rückwärts auf den Hinterleib umklappen. Diese Fähigkeit macht es möglich, sich zu verstecken und in enge Bauten und Ritzen einzudringen.
                • Ordnung Blattodea (Schaben) [BRUNNER VON WATTENWYL, 1882]bilder
                • Ordnung Coleoptera (Käfer) [LINNAEUS, 1758] bilder
                • Ordnung Dermaptera (Ohrwürmer) [DE GEER, 1773]
                • Ordnung Diptera (Zweiflügler) [LINNAEUS, 1758]bilder
                • Ordnung Embioptera (Tarsenspinner) [LAMEERE, 1900]
                • Ordnung Hemiptera (Schnabelkerfe) [LINNAEUS, 1758] bilder
                • Ordnung Hymenoptera (Hautflügler) [LINNAEUS, 1758]bilder
                • Ordnung Lepidoptera (Schmetterlinge) [LINNAEUS, 1758] bilder
                • Ordnung Mantodea (Fangschrecken) [BURMEISTER, 1838]bilder
                • Ordnung Mantophasmatodea (Gladiatoren) [ZOMPRO, KLASS, KRISTENSEN & ADIS, 2002]
                • Ordnung Mecoptera (Schnabelfliegen) [HYATT & ARMS, 1891]
                • Ordnung Megaloptera (Großflügler) [LATREILLE, 1802]
                • Ordnung Neuroptera (Netzflügler) [LINNAEUS, 1758]
                • Ordnung Notoptera (Grillenschaben) [CRAMPTON, 1915]
                • Ordnung Orthoptera (Heuschrecken) [OLIVIER, 1789] bilder
                • Ordnung Phasmatodea (Gespenstschrecken) [JACOBSON & BIANCHI, 1902] bilder
                • Ordnung Phthiraptera (Tierläuse) [HAECKEL, 1896]
                • Ordnung Plecoptera (Steinfliegen) [BURMEISTER, 1839]
                • Ordnung Psocoptera (Staubläuse) [SHIPLEY, 1904]
                • Ordnung Raphidioptera (Kamelhalsfliegen) [MARTYNOV, 1938]
                • Ordnung Siphonaptera (Flöhe) [LATREILLE, 1825]
                • Ordnung Strepsiptera (Fächerflügler) [KIRBY, 1813]
                • Ordnung Thysanoptera (Fransenflügler) [HALIDAY, 1836]
                • Ordnung Trichoptera (Köcherfliegen) [KIRBY, 1813]
                • Ordnung Zoraptera (Bodenläuse) [SILVESTRI, 1913]

        • Myriapoda (Tausendfüßer) [LATREILLE, 1802] bilder
          Tausendfüßer besitzen eine Kopfkapsel mit Antennen und Mundwerkzeugen. Der Rumpf besteht zumeist aus einer größeren Anzahl von Beinpaaren. Tausend Füße, wie der Name vermuten lässt, sind es in der Regel nicht. Das bisher einzige bekannte Exemplar, bei dem die Bezeichnung tatsächlich zutrifft, wurde im Dezember 2021 beschrieben. Es handelt sich um Eumillipes persephone mit 1306 Beinen und stammt aus Australien. Die Zwergfüßer (Symphyla) haben lediglich 12 Beinpaare. Es werden vier Klassen unterschieden.
          • Klasse Chilopoda (Hundertfüßer) [LATREILLE, 1817]
          • Klasse Diplopoda (Doppelfüßer) [DE BLAINVILLE, 1844]
          • Klasse Pauropoda (Wenigfüßer) [LUBBOCK, 1868]
          • Klasse Symphyla (Zwergfüßer) [RYDER, 1880]

    • Onychophora (Stummelfüßer) [RAFINESQUE, 1814]
      Stummelfüßer erhielten ihren deutschen Namen aufgrund ihrer stummelartigen Beine, wobei ein Bein in der Literatur eher als "sackartiger Körperanhang" umschrieben wird. An den Füßen sitzen einziehbare Krallen. Diese sind für den wissenschaftlichen Namen verantwortlich. Onychophora bedeutet "Krallenträger". Sie bewegen immer beide Beine eines Paares gleichzeitig, die Krallen verhelfen dabei Halt auf hartem Untergrund zu finden. Die tatsächliche Fortbewegung kommt nicht von den Beinen alleine, sondern unter Mithilfe einer lokale Veränderung der Körperlänge zustande. Alle Arten leben an Land, bevorzugt in Gegenden mit hoher Luftfeuchtigkeit. Sie sind in tropischen Regenwäldern und gemäßigten Zonen zu finden. Die räuberischen Tiere ernähren sich von Beutetieren, die erheblich größer als sie selbst sein können, zum Beispiel Asseln, Grillen oder Schaben. Es sind rund 150 Arten beschrieben.

    • Tardigrada (Bärtierchen) [SPALLANZANI, 1777]
      Bärtierchen sind Kleinstlebewesen. Die größten Arten werden 1,5 mm lang, die kleinsten erreichen weniger als 0,2 mm. Viele Arten können durch Kryptobiose auch Extrembedingungen (Vakuum, tiefste Temperaturen, Trockenheit, Radioaktivität etc.) unbeschadet überdauern. Sie wurden nachgewiesen in der Tiefsee (unterhalb 4.000 Meter), im Himalaya (oberhalb 6.000 Meter), in den Polargebieten und in äquatorialen Gebieten. Bärtierchen haben einen gegliederten Körperbau mit Kopf und Rumpf, ein Nervensystem, 4 Beinpaare sowie einen Verdauungskanal mit Mundröhre, Magen und Darm. Schätzungen gehen von etwa 10.000 Arten aus, von denen bis heute weniger als 1.000 beschrieben sind.

  • Spiralia (Spiralfurcher) [SCHLEIP, 1929]
    Spiralfurcher bezeichnet eine Gruppe von Urmündern mit einer besonderen Form der Zellteilung. Bei der Spiralfurchung werden jeweils vier neue Zellen in einer Spindelform, schräg zur Achse des Eis gebildet.

    • Lophotrochozoa (Lophotrochozoen) [HALANYCH, BACHELLER, LIVA, AGUINALDO, HILLIS & LAKE, 1995]
      Die Lophotrochozoen umfassen neben zahlreichen wurmartigen Tieren auch die Weichtiere und die Armfüßer.
      • Annelida (Ringelwürmer oder Gliederwürmer) [LAMARCK, 1809] bilder
      • Brachiopoda (Armfüßer) [DUMÉRIL, 1806]
      • Ectoprocta (Moostierchen) [NITSCHE, 1869]
      • Mollusca (Weichtiere) [CUVIER, 1797] bilder
      • Nemertea (Schnurwürmer) [SCHULTZE. 1851]
      • Phoronida (Hufeisenwürmer) [HATSCHEK, 1888]

    • Platyzoa (Plattwurmartige) [CAVALIER-SMITH, 1998]
      Diese Gruppe besteht aus wurmartigen, wirbellosen Tieren. Das Taxon ist umstritten, die Tiere werden auch als Teil der Lophotrochozoa betrachtet.

      • Acanthocephala (Kratzwürmer) [KOHLREUTHER, 1771]
        Kratzwürmer sind Darmparasiten. Als Zwischenwirte befallen sie Insekten und Krebstiere, um dann zu den Endwirten wie Amphibien, Fischen, Vögeln und Säugetieren zu wechseln. Die 1.100 beschriebenen Arten bewegen sich in einer Größenordnung von wenigen Millimetern bis zu 70 Zentimetern.

      • Entoprocta (Kelchwürmer) [NITSCHE, 1870]
        Kelchwürmer sind sessale Wasserbewohner, die sich bevorzugt in Küstenregionen aufhalten. Ihr Körper besteht aus einem kräftigen Stiel. Am unteren Ende befindet sich ein Fuß, der mit einer Klebedrüse ausgebildet ist. Damit haften sie sich an Schwämme, Ringelwürmer oder Stachelhäuter, ohne ihren "Partner" zu schädigen. Am oberen Ende befindet sich der Kelch mit der Tentakelkrone. Ihre Nahrung filtern sie aus vorbeiströmendem Wasser heraus. Sie profitieren dabei von den Verwirbelungen, die die größeren Partner durch Bewegungen verursachen.

      • Gastrotricha (Bauchhärlinge) [METSCHNIKOFF, 1864]
        Die zwischen 0,06 und 1,5 mm kleinen Bauchhärlinge sind im Meer und im Süßwasser zu finden. Sie besitzen einen länglichen Körper, der sich etwa in der Mitte des Körpers verdickt. Die Form erinnert an eine Flasche, was ihnen die Bezeichnung "Flaschentierchen" verschaffte. Sie ernähren sich von Bakterien, Flagellaten und Algen.

      • Gnathostomulida (Kiefermündchen) [STERRER, 1972]
        Die Kiefermündchen sind ein bis vier Millimeter kleine marine Würmer. Alle Arten sind Zwitter.

      • Micrognathozoa [KRISTENSEN & FUNCH, 2000]
        Der Stamm der Micrognathozoa wurde erst im Jahre 2000 definiert und kennt mit Limnognathia maerski nur eine einzige Art. Es handelt sich um ein sehr kleines, unter einem halben Millimeter langes, wurmförmiges Tier. Es besitzt eine Kombination von Merkmalen, die zu keinem anderen der bisher bekannten Stämme innerhalb der Vielzeller passen.

      • Plathelminthes (Plattwürmer) [GEGENBAUR, 1859]
        Plattwürmer sind abgeplattete, wurmförmige, wirbellose Tiere. Ihre Größe erstreckt sich von unter 0,5 mm bis zu einigen Metern. Als Rekordhalter mit 15 Metern gilt ein Fischbandwurm. Unterschieden werden ca. 20.000 Arten in 4 Klassen:
        • Klasse Cestoda (Bandwürmer) [RUDOLPHI, 1808]
        • Klasse Monogenea (Hakensaugwürmer) [CARUS 1863]
        • Klasse Trematoda (Saugwürmer) [RUDOLPHI, 1808]
        • Klasse Turbellaria (Strudelwürmer) [EHRENBERG, 1831]

      • Rotifera (Rädertierchen) [CUVIER, 1817]
        Rädertierchen sind zumeist 0,1 bis 0,5 Millimeter lange Tiere mit genetisch festgelegter, gleich bleibender Anzahl von Zellen. Am Kopf befinden sich bewegliche Wimpernkränze, das Räderorgan. Bislang sind weltweit etwa 2.000 Arten beschrieben.

Deuterostomia (Neumünder oder Zweitmünder) [GROBBEN, 1908]

Bei den Neumündern wird der Urmund zum späteren After und der sekundäre Durchbruch an der Vorderseite des Embryo zur Mundöffnung. Der Munde entsteht neu (Deuterostomie). Das zentrale Nervensystem liegt dorsal (rückenseitig).

  • Ambulacraria oder Coelomorpha [METSCHNIKOFF, 1881]
    In diesem Taxon werden die die Kiemenlochtiere (Hemichordata) und die Stachelhäuter (Echinodermata) zusammengefasst. Es sind ausnahmslos Meerestiere, die als Larven im Wasser schweben und als adulte Tiere am Boden leben.

    • Echinodermata (Stachelhäuter) [KLEIN, 1734] bilder
      Es sind etwa 6.300 rezente Arten der Stachelhäuter (lat. echinatus = stachelig und gr. dermis = Haut) bekannt. Dabei handelt es sich vorwiegend um bodenbewohnende Meerestiere. Sie sind auch geologisch von Bedeutung, weil ihre abgestorbenen Schalen und Skelettteile wesentlich zur Bildung von Kalkgesteinen beitragen. Vertreter der Stachelhäuter sind Seelilien, Seesterne, Seeigel und Seewalzen. Obwohl sie zu den Bilateria (also den zweiseitigen) Tieren gehören, hat sich bei ihnen eine Symmetrieform entwickelt, die auf fünf Achsen aufbaut. Diese ist besonders deutlich erkennbar bei den fünfarmigen Seesternen. Bei einigen Arten kommt es zu einer Vervielfachung der Fünfstrahligkeit. Seesterne der Gattung Heliaster können 50 Arme besitzen, Seenelken wie Comanthina schlegelii sogar 200. Diese Symmetrieeigenschaften entwickeln sich aus einer bilateralsymmetrischen Larve.

    • Hemichordata (Kiemenlochtiere) [BATESON, 1885]
      Die Hemichordata („halbe Chordatiere“) gliedern sich in 2 Klassen:
      • Klasse Enteropneusta (Eichelwürmer) [Gegenbaur, 1870]
        Die ca. 70 Arten leben als Einzeltiere und haben keine Tentakel. Ihre Größe variiert zwischen 2,5 und 250 Zentimetern. Sie ernähren sich von organischen Partikeln, die im Schlamm enthalten sind.
      • Klasse Turbellaria (Strudelwürmer) [EHRENBERG, 1831]
        Die ca. 20 Arten leben in Kolonnen. Sie haben einen eher vasenförmigen, höchstens einen Zentimeter langen Körper und verfügen über Tentakel, mit denen sie Nahrungspartikel aus dem Wasser filtrieren.

  • Chordata (Chordatiere) [HAECKEL, 1884]
    Zu den Chordatieren zählen etwa 82.000 Arten. Gemeinsame Merkmale aller Chordatiere sind:
    • die Chorda dorsalis
    • das Neuralrohr (die embryonale Anlage des zentralen Nervensystems), aus dem sich bei Wirbeltieren das Rückenmark und das Gehirn entwickeln
    • das bauchseitig gelegene Herz, das mit Kontraktionen Blut durch den Körper pumpt und so die Versorgung aller Organe sichert
    • der unterhalb der Chorda liegende Darm.

    • Cephalochordata oder Acrania (Schädellose) [OWEN, 1846]
      Die Schädellosen sind fischförmige Lebewesen, die weder über einen knöchernen Schädel verfügen noch eine Wirbelsäule oder Extremitäten besitzen. Die einzigen noch lebenden Vertreter sind die Lanzettfischchen.

    • Tunicata oder Urochordata (Manteltiere) [LAMARCK, 1816] bilder
      Manteltiere leben als sessile Tiere auf dem Meeresboden. Ihr Name leitet sich ab aus dem Mantel (Tunica), der von der einschichtigen Epidermis abgeschieden wird. Das Herz der Manteltiere hat die Möglichkeit, die Richtung des Blutflusses innerhalb kürzester Zeit zu ändern. Nachdem das Blut vom Herz eine gewisse Zeit in den Kiemendarm getrieben wurde, bleibt das Herz eine kurze Zeit stehen und wechselt die Pumprichtung des Blutes, sodass der Magen versorgt wird. Unterschieden werden:
      • Klasse Larvacea (Appendikularien) [FOL, 1874]
        Larvacea sind durchsichtige, kleine Lebewesen, die ihren kaulquappenartigen Larvenkörper erhalten.
      • Klasse Ascidiacea (Seescheiden) [BLAINVILLE, 1824]
        Seescheiden sind sessile Manteltiere mit rund 3.000 Arten.
      • Klasse Thaliacea (Salpen) [NIELSEN, 1995]
        Salpen sind frei schwimmende Meerestiere. Sie leben einzeln oder in Kolonien.

    • Vertebrata (Wirbeltiere) [CUVIER, 1812]
      In der Gruppe der Wirbeltiere werden die Tiere zusammengefasst, die eine Wirbelsäule haben. Das sind Säugetiere, Vögel, Reptilien, Amphibien, Fische (Knochen- und Knorpelfische) und Rundmäuler. Alternativ wird häufig der Begriff Craniota (Schädeltiere) verwendet.

Weitere Kapitel zur Systematik der Lebewesen